Fussballreisen


20:30 – Freitag, 25. März 2016
2. Liga, Litauen

FC Vytis Vilnius – Zalgiris Vilnius B 6:2 (2:1)
LFF Stadionas, 100 Zuschauer

Torfolge:
0:1 (20.) Lukas Valvonis
1:1 (28.) Ramunas Radavicius
1:2 (35.) Justas Lasickas
2:2 (52.) Audrius Veikutis
3:2 (68.) Tomas Misiunas
4:2 (76.) Nerijus Radzius
5:2 (81.) Nerijus Radzius
6:2 (85.) Nikolaj Misiuk

Auf Grund der Länderspielpause wurde es in diesem Jahr wieder einmal nur ein Zweitligaspiel in Litauen. Der neu gegründete Verein FC Vytis Vilnius traf in seinem ersten Zweitligaspiel gegen die zweite Mannschaft von Zalgiris Vilnius. Ein Lokalderby sozusagen. Es war ein eisig kalter Freitag Abend im März. So um die 100 Zuschauer waren vor Ort. Die Meisten davon waren Anhänger von Vytis. Die Zalgiris Ultras hielten sich dem Spiel fern. Es war unter ihrer Würde sozusagen.

Ankunft um 20:15. Der Haupteingang ist versperrt. Auch die Toiletten.

Vytis in rot. Zalgiris in den traditionell grün weissen Trikots.

Zalgiris am Beginn die bessere Mannschaft mit den besseren Chancen.

Der 20-jährige Artur Skuratovic mit der Nummer 23 brachte immer viel Schwung auf der rechten Seite. Skuratovic ist gebürtig aus Vilnius und spielte bisher für Zalgiris und Atlantas. Er absolvierte bisher 14 Länderspiele im Nachwuchs für Litauen.

Eine der seltenen Chancen für Vytis in Hälfte eins.

Am Ball der bullige Stürmer Nikolaj Misiuk. 29 Jahre alt, 88 kg schwer und 192 cm gross. Ein sehr auffälliger Akteur, der bereits seine Klasse in der 1. Hälfte aufblitzen ließ, in der 2. Halbzeit aber dann richtig explodierte. Misiuk stand bereits bei den verschiedensten Mannschaften im In und Ausland unter Vertrag. Seine beste Zeit hatte er bisher bei Tauras Taurage im Jahr 2011. In 19 Spielen erzielte er 6 Tore in litauens oberster Liga. Andere Stationen: Weißrussland, Estland und die 3. Liga in Polen.

Wieder Artur Skuratovic auf der rechten Seite im Duell gegen den 18-jährigen Dominykas Barauskas (20). Barauskas weist bereits 12 Nachwuchsländerspiele in der U-18 und U-17 auf.

Mit diesem Freistoß in der 20. Minute ging Zalgiris B mit 1:0 in Führung. Torschütze war der 18-jährige Lukas Valvonis. Auch er stark in den Nachwuchsnationalmannschaften Litauens vertreten.

Der Jubel über das 1:0 ist groß.

Aufkleber im Gästesektor des LFF Stadions.

In der 2. Halbzeit drehte das Spiel dann komplett. Zalgiris B hatte fast nichts mehr zu melden. Es spielte nur noch Vytis, und je länger das Spiel dauerte, desto ungünster wurde das Ergebnis für Zalgiris B. Hier im Bild: Vytis Verteidiger Tadas Graziunas, der mit 33 Jahren seine Karriere eigentlich schon vor 4 Jahren beendet hatte. Nun steigt er mit 37 Jahren noch einmal auf das Feld. Auch er spielte in den verschiedensten Ländern: Estland, Russland, Weissrussland, Lettland und am vermeintlichen Ende Usbekistan.

Seltenheitswert: Die Jungspunde von Zalgiris B bringen den körperlich überlegenen Sturmtank Nikolaj Misiuk zu Fall.

So sah es die meiste Zeit in Hälfte zwei aus: Vytis drückt auf das Zalgiris B Tor.

Meinungsverschiedenheiten mit dem Linienrichter.

Nach diesem Freistoss fällt ein weiteres Tor für Vytis.

Der FC Vytis hätte das Spiel noch höher gewinnen können. Diese Chance kurz vor Schluss wurde vergeben. Es wäre das 7:2 gewesen.

Fazit: Der FC Vytis hat grosse Pläne. Obwohl erst eine Runde in der aktuellen Meisterschaft gespielt ist, spricht man bereits vom Aufstieg in die oberste Liga. Man wird sehen wo die Mannschaft am Ende des Jahres steht, und wie dieser heutige Kantersieg dann zu bewerten ist.

Freitag, 18:30
Žalgiris Vilnius – FK Atlantas Klaipeda 2:0 (1:0)
LFF Stadionas, 250 Zuschauer

Torfolge:
1:0 (13.) Pilibaitis
2:0 (89.) Kuklys

Video:
goalsandstats.com

An einem schwer verregneten Freitag Abend in Vilnius ging es zum Topspiel der litauischen A-Lyga. Der bisher ungeschlagene Tabellenführer Žalgiris, traf auf den Verfolger FK Atlantas. Beide Mannschaften trennten nur 3 Punkte. Am Ende werden es 6 sein.

Žalgiris wurde seiner Favoritenrolle voll gerecht. Frühe Führung, dann souverän den Stiefel runter gespielt, und dann kurz vor dem Abpfiff den Sack endgültig zugemacht. So kann man das Spiel in wenigen Worten auf den Punkt bringen. Mit 1:0 Führungen ist es ja immer so eine Sache. Eine kleine Unachtsamkeit oder ein kleiner Fehler, und schon hat man sich ein Gegentor und den Auslgeich eingehandelt. Aber dieses Gefühl kam an diesem Abend selten auf. Žalgiris stand sicher und hätte schon früher den Sack zumachen können.


Vor dem Spiel: Abendessen im Radisson. Omlette mit Pommes. Es sollte bei der Wahl des Abendmahls absichtlich kein Tier zu schaden gekommen sein. Das war mir an diesem Abend sehr wichtig.


Auf Grund des strömenden Regens und meiner derzeit fragilen gesundheitlichen Verfassung gönnte ich mir zum ersten Mal in Vilnius ein VIP-Ticket. Es bot mir einen Platz unter dem Dach, den ich wo anders nicht gehabt hätte. Die 13 Euro waren daher gut investiert. Nur leider bei der Sicht auf das Spielfeld musste ich einige Abstriche machen.


Von der ersten Minute an macht Žalgiris Druck. Im Strafraum der Gäste brennt es gleich von Anfang an.


Die Auswärtsfahrer aus der Hafenstadt Klaipeda: Vakaru Frontas.


Doch auch auf der Gegenseite gab es packende Szenen. Mantas Kuklys (88) streckt sich. Es ist bereits seine 4. Saison bei Žalgiris. 2013/14 versuchte er sich in Böhmen bei Bohemians 1905. Bei nur 8 Einsätzen konnte er sich aber nicht wirklich durchsetzen und kehrte bald in sein Heimatland zurück.


Algis Jankauskas. Seit 2010 spielt er nun schon bei Žalgiris. Die 6. Saison nun schon beim Verein. Vorher war der 32-jährige bei Vetra Vilnius aktiv. Den Verein gibt es aber nicht mehr.


Linas Pilibaitis (7) lässt sich feiern. Der 30-jährige traf soeben zum 1:0. In der letzten Saison traf er für Žalgiris 17 Mal. Pilibaitis spielt zwischen 2009 und 2014 bei Györ in Ungarn.


Der strömende und kalte Regen verhinderte einen besseren Besuch. Als offizielle Zuschauerzahl wurde die Zahl 700 angegeben, aber das kommt weit nicht hin. Ich zählte um die 250. Wahrscheinlich hat man bei den 700 alle mitgezählt die auf der Strasse hinter dem Tor während der 90 Minuten und den 15 Minuten Pause vorbeigefahren oder gegangen sind … dann können die 700 hinkommen.


Der erst 18-jährige Atlantas Tormann Edvinas Gertmonas. Debütierte schon mit 16 Jahren bei Tauras in der ersten litauischen Liga. Nicht schlecht für einen Tormann.


In der Pause bewegte ich mich in den Sektor der Žalgiris Ultras hinter dem Tor. Ich fand dann auch wonach ich suchte. Danach wieder zurück in den VIP Bereich (im Bild: der obere Rang der Tribüne).


Mantas Kuklys im Bild. Der wichtige Mann im Mittelfeld. Der Dreh und Angelpunkt, wie man immer so schön sagt. Am Ende dann auch noch ein Tor erzielt. Also der perfekte Abend für ihn.


Ein Bild der Seltenheitswert hatte: der Ball in der Nähe des Žalgiris Tores.


In der 89. Minute dann noch das entscheidende 2:0 durch Mantas Kuklys.


Anschliessend läuft Mantas zu den Ultras und lässt sich feiern.


Da freut sich auch der kleine Mann neben mir, auch wenn er die Arme unten lässt.


Danach noch eine Pyroshow zur Feier des Tages.


Pünktlich verlasse ich die Spielstätte. Wann, wo, und unter welchen Voraussetzungen werde ich wohl mein nächstes Žalgiris Spiel sehen?


Blick aus meinem Hotelzimmer am frühen Morgen. Ein schöner Tag um zum Fussball zu gehen.

Schräg gegenüber meines Hotels befinden sich übrigens die Überreste des Dinamo Stadions, welches gerade abgerissen und neu gebaut wird. Ja genau, dort, wo der legendäre Christian Stumpf am 7. März 1996 für Rapid das Goldtor gegen Dinamo Moskau im Viertelfinale des Pokals der Pokalsieger erzielt, und somit den Grundstein für den späteren Finaleinzug gelegt hat.


Eine Stunde vor Spielbeginn gibt es bereits lange Schlangen an den Kassen.


Das Lokomotiv Stadion wurde 2002 neu eröffnet und fasst 30.000 Zuschauer.


Ich habe noch etwas Zeit und sehe mich rund um das Stadionareal etwas um. Selbst der Trainingsplatz ist ein kleines Stadion. So mancher Profiverein in Österreich würde sich da dafür alle 10 Finger abschlecken. Konkret denke ich da an den LASK, Blau Weiss Linz, Kapfenberg, Lustenau, Mattersburg, und natürlich Wiener Neustadt.

Eigentlich bin ich völlig unvoreingenommen in dieses Spiel gegangen. Ich kannte beide Vereine nur von den Duellen gegen Rapid Wien. Zwei Mal wurde Dinamo Moskau aus dem Europacup geworfen, und natürlich ist mir auch noch der Rauswurf von Lokomotiv Moskau zur Championsleaguequalifikation 2005 in frischer Erinnerung. Eigentlich ein Wahnsinn dass das schon wieder fast 10 Jahre her ist. Powidl Pepi damals mit dem Goldtor in der 84. Minute. Unvergessen!

Ja, die russischen Vereine liegen uns sehr. Ich erinnere mich auch gerne an Rubin Kazan. Ist Rapid eigentlich überhaupt einmal gegen einen russischen Klub ausgeschieden?

Brennendes FCLM kurz vor dem Spiel. Lokomotiv Moskau erinnerte mich etwas an Red Bull Salzburg. Keine organisierte Fanszene, und die grossen Erfolge nur in den letzten Jahren erzielt. Dinamo Moskau hingegen mit grosser Tradition und vielen aktiven Anhängern die ihre Mannschaft 90 Minuten lang lautstark unterstützten. Eigentlich bereute ich ab der ersten Minute schon im Lokomotive Fanshop eingekauft zu haben und mir ein Lokomotive Hemd über meinen Körper gezogen zu haben, denn meine Sympathien gehörten da schon einzig und allein Dinamo.

Der Dinamo Anhang erinnerte mich stark an den Rapid Block West. Einzig eine Farbe hätte man ändern müssen. Dann hätte es genau gepasst.

Bei Lokomotive hingegen wie man sieht nur reines Eventpublikum hinter dem Tor. Hin und wieder meldete man sich zu Wort. Könnte aber auch sein dass sie gerade irgendeinen Protest zelebrieren.
Während der 90 Minuten gab es auch einige Verbrüderungsbekundungen beider Kurven. Zum Beispiel die Botschaft „Russland marschiert gemeinsam“, welche abwechselnd von beiden Fangruppen intoniert wurde. Der Grund dafür dürfte in der derzeitig heiklen politischen Lage und den Sanktionen gegen Russland begründet liegen. Die Russen halten bei sowas nämlich gerne zusammen. Ganz unabhängig ihrer politischen Anschauungen.

Doch nun zum Spiel …

Sonntag, am 2. November 2014, 13:30
Lokomotiv Moskau – Dinamo Moskau 4:2 (0:1)
Stadion Lokomotiv, 10.271 Zuschauer

Torfolge:
0:1 (37.) Ionov
0:2 (50.) Dzsudzsák
1:2 (58.) N’Doye
2:2 (60.) Samedov
3:2 (66.) Kasaev
4:2 (85.) Pavlyuchenko

Es war ein flotter Beginn von beiden Seiten. Dinamo in der 1. Halbzeit leicht überlegen, doch auch Lokomotiv kam immer gefährlich vor das Tor. Im Bild: der 29-jährige Senegalese Dame N’Doye (33) in den Diensten von Lokomotiv. Die Solospitze der Moskauer Eisenbahner mühte sich redlich gegen die zwei stämmigen Innenverteidiger der Dinamos, übrigens ebenfalls Schwarzhäutige. N’Doye spielte vorher 3 ganze Saisonen beim FC Kopenhagen wo er in der dänischen Liga regelmässig traf. Bei Lokomotiv ist er schon die dritte Saison. Natürlich trifft er nicht mehr so oft wie in Dänemark, aber er trifft noch …

Christopher Veijeany Samba (4) ist einer der angesprochenen Innenverteidiger. Sehr robust und zweikampfstark. Auch bei Kopfballduellen immer sehr präsent. Er ist 30 Jahre alt und kommt aus dem Kongo. Er begann seine Karriere in Europa 2005 bei der Hertha in Berlin. Später spielte er 6 Saisonen bei den Blackburn Rovers. 2011 wechselte er, vermutlich des Geldes wegen, zu Anzhi. Nur kurz kehrte er nach England zurück, zu den Queens Park Rangers. Doch seit 2013 ist er nur noch in der russischen Liga tätig. Bei Dinamo ist es seine zweite Saison.

Dieser Herr ist Vitaliy Denisov. Ein 27-jähriger Usbeke mit russischen Wurzeln. Er scheint irgendwie so eine Art Star hier bei Lokomotiv zu sein. Woher das kommt weiss ich auch nicht, aber auf der Vidiwall wurden vor dem Spiel ausschliesslich seine Szenen gezeigt. Sein Geburtstag kann es auch nicht gewesen sein. Der war am 23. Februar. Wahrscheinlich hat er so einen Mörderschmäh dass er hier so gehuldigt wird. Gespielt hat er vorher nur bei Dniepopetrovsk. Anfang letztes Jahres ist er gewechselt, und das ablösefrei. Für Usbekistan hält er derzeit bei 42 Länderspielen. Seine Position ist die des linken Aussenverteidigers. Da heisst es natürlich oft … marschieren. Aber an der Seitenlinie.

Einer der wenigen Versuche von Lokomotiv in der ersten Halbzeit die gegnerische Hälfte in Bedrägnis zu bringen. Lokomotiv agierte eher verhalten.

Das ist der Anti-Star von Lokomotiv. Der 30-jährige Mbark Boussoufa aus Marokko. Ich habe zwar keine Ahnung was der verbrochen hat, aber er wurde bei jedem Ballkontakt gnadenlos niedergepfiffen. Vom eigenen Heimpublikum. Seine vorherigen Stationen waren Anderlecht und das unvermeidliche Anzhi. Am Ball ist er ein Ästhet. Seine Spielweise ist sehr brasilianisch. Ich habe ihn am Anfang auch für einen Brasilianer gehalten. Würde mich echt interessieren warum der so unbeliebt ist. Von seiner Leistung her kann es nicht gewesen sein. Er war heute einer der besten und auffälligsten Spieler am Platz.

Hier setzte er sich gegen die zwei Dinamo Spieler Denisov (2) und Kokorin (9) durch. Ja, bei Dinamo spielte auch jemand der Denisov heisst.

Dicke Luft im Dinamo Strafraum. Im Bild die beiden bereits weiter oben erwähnten schwarzhäutigen Innenverteidiger. Den Einen aus dem Kongo habe ich ja bereits vorgestellt. Der Andere hat einen niederländischen Pass und heisst Douglas Franco Texeira. Er war vorher 6 Saisonen bei Twente Enschede unter Vertrag bevor er 2013 zu Dinamo nach Moskau wechselte.

Das 1:0 für Dinamo schliesslich in der 37. Minuten. Ionov bricht durch die gegnerischen Reihen und schiesst alleine vor Torhüter Abaev ein.

Wieder dicke Luft im Dinamo Strafraum. Diesmal weil es Elfmeter gibt.

Doch Dinamo Torwart Gabulov hält den Elfmeter von … drei Mal dürfen Sie raten: Mbark Boussoufa. Er wurde seiner Rolle als Anti-Star wieder einmal gerecht. Für das Heimpublikum wieder einmal ein Grund ihn wüst zu beschimpfen und zu verfluchen.

Mit einem 1:0 für Dinamo geht es in die Pause.

Als Dinamo in der 50. Minute durch den Ungarn Balasz Dzsudzsák zum 2:0 trifft, hätte ich mir nicht mehr gedacht dass Lokomotiv dieses Spiel noch drehen könnte. Doch siehe da, der 1:2 Anschlusstreffer 8 Minuten später verlieh der Heimmannschaft ungeahnte Kräfte und Dinamo wurde plötzlich hinten festgenagelt. Aus der sicheren 2:0 Führung wurde nur 16 Minuten später ein 2:3 Rückstand.

Aus dem 2:0 wurde in nur 16 Minuten ein 2:3. Dinamo Fans machen ihrem Ärger durch Pyrotechnik Luft.

Erst nach dem 2:3 hat man bei Dinamo den Ernst der Lage erkannt, doch ihre Angriffe bringen nichts mehr ein.

Hier klärt der 31-jährige Ukrainer Taras Mykhalyk (17). Er kommt aus dem Eigenbau von Dynamo Kiew, und wechselte im Juli 2013 ablösefrei zu Lokomotiv. 32 Länderspiele absolvierte er bisher für die Ukraine.

Lokomotiv verteidigte diese Führung konzentriert und entschlossen. Für Dinamo gab es kein Durchkommen mehr.

Mit dem 4:2 in der 85. Minute durch den russischen Nationalstürmer Roman Pavlyuchenko war dann der Käse gegessen oder die Messe gelesen … kurz gesagt: die Partie war entschieden.

Die Nummer 22 von Dinamo Moskau. Ein alter Bekannter aus der deutschen Bundesliga und der Nationalmannschaft: Kevin Kuranyi. 52 Mal lief er für die deutsche Nationalmannschaft auf und traf dabei 19 Mal. Wenige Wochen vor diesem Spiel gab er einer deutschen Fussballfachzeitschrift ein Interview, und beschimpfte darin die Anhänger der russischen Fussballvereine. Die Fans von Dinamo Moskau dürften von diesem Interview allerdings nichts mitbekommen haben, den sie feierten „ihren Kevin“ frenetisch mit Sprechchören. In der 81. Minute kam er ins Spiel. Bewirkt hat er aber auch nichts mehr. Für den 32-jährigen in Rio de Janeiro geborenen ist es bereits die 5. Saison bei Dinamo. Bisher erzielte er in der russischen Liga 44 Tore in 108 Spielen.

Sein Gegenspieler sieht der 80er Ikone Jimmy Sommerville übrigens zum Verwechseln ähnlich. 😀 Smalltown Boy: https://www.youtube.com/watch?v=U7-q1WRaKNg

Letzte Chance … vorbei! Lokomotiv Torhüter Ilja Abaev hält den Ball ganz fest. Wenig später wird abgepfiffen. Das Spiel ist aus! Lokomotiv gewinnt 4:2.

In der Tabelle hat Lokomotiv damit wieder etwas Boden gut gemacht. Derzeit liegt Lokomotiv auf Platz 8. Dinamo hat mit dieser Niederlage den Sprung in die obere Tabelle verpasst und liegt punktegleich mit Lokomotiv auf Platz 7. Der überlegene Tabellenführer ist Zenit St. Petersburg, gefolgt von ZSKA Moskau, Kuban Krasnodar und FC Krasnodar.

Nach dem Spiel: wenn der Vater mit dem Sohn …

Anscheinend wollte ihn der Vater mit roten und grünen Lokomotiv Ballons einen Klubwechsel nahelegen. Doch der Junior blieb standhaft und trägt seinen blau-weissen Dinamo Schal weiter mit Stolz. Trotz Niederlage. Der Vater muss seine Ballons vom Rivalen selber tragen. Find ich schön. 🙂

Die vielen Tore machten hungrig. Steak zum Abendessen. Wieviel sowas kostet? Frage nicht! Moskau ist die teuerste Stadt der Welt.

2. Liga, Litauen
Samstag, 18:00
19. April 2014

Žalgirietis Vilnius – Lokomotyvas Radviliškis 2:3 (2:2)
Vilniaus LFF stadionas, offiziell 150 Zuschauer (100 kommt aber eher hin)

Torfolge:
0:1 (02.) Vaidas Viktoravičius
1:1 (17.) Tomas Misiūnas
2:1 (28.) Artur Skurutovič
2:2 (43.) Tomas Bielickas
2:3 (56.) Giedrius Barevičius

Ein voller Terminkalender und andere persönliche Umstände machten in diesem Jahr leider nur eine Partie in Litauen möglich. Da durfte ich nicht wählerisch sein. Daher wurde es wieder einmal eine Partie aus der 2. Liga. Žalgirietis, das „Farm Team“ von Žalgiris Vilnius spielte gegen Lokomotyvas Radviliškis. Radviliškis ist ein Städtchen von 19.000 Einwohnern nahe Siauliai (Schaulen).

Für beide Mannschaften war es die zweite Partie in der gerade begonnenen Saison. In Litauen spielt man ja das Jahr durch. Der Meister wird also immer in der kälteren Jahreszeit ermittelt. Žalgirietis gewann der erste Spiel zu Hause gegen Utenis Utena. Lokomotyvas Radviliškis verlor zu Hause gegen Šilutė mit 0:1. In der letzten Saison belegte die Heimmannschaft Platz 8 und die heutigen Gäste Platz 7 (von 12 Mannschaften). Typische Mittelständler würde man sagen. In der anschliessenden Relegation hatte allerdings wieder Žalgirietis die Nase vorne. Wie ich auch immer. Vor dem Spiel hätte ich eher auf die Heimmannschaft gesetzt, abgesichert mit einem Unentschieden. Aber ich denke nicht dass ein Wettanbieter diese Partie im Programm gehabt hätte.

Vor dem Spiel genehmigte ich mir noch eine ausgiebige Zwiebelsuppe mit Brotstücken und mit Käse überbacken im gähnend leeren Restaurant des Radissons in der Altstadt. Im Spiel kam sie mir zeitweise wieder hoch. Nicht weil das Spiel so schlecht war, sondern weil sie mir doch etwas schwer im Magen lag.

Der Weg zum Stadion. Raus aus der Altstadt und dem Ostertrubel, durch die Eisenbahnbrücke durch, und dann sind es nur noch wenige Schritte zum litauischen Fussballtempel.

Unmittelbar nach diesem Foto machte ich Bekanntschaft mit dem wohl dümmsten Ordner der mir in meinem bisherigen Fussballeben untergekommen ist. Er meinte es wäre verboten Bilder zu machen. Ich dachte anfangs ich würde falsch hören oder mein bescheidenes Litauisch wäre fehlerhaft, aber er bestätigte es mir noch einmal gerne mit hochrotem Kopf: „NE GALIMA!“ Nicht erlaubt. Ich entschuldigte mich höflichst, knipste aber munter weiter als er mir den Rücken zugewandt hatte. Irgendwie fühlte ich mich in diesem Moment als Outlaw. Anweisungen des Personals nicht befolgen. Sowas könnte doch glatt als Lichtbild-Hooliganismus ausgelegt werden. Aber im ernst. Sowas ist mir echt noch nie passiert. Fotoverbot auf dem Fussballplatz. Sind auf der Tribüne versteckte Raketen stationiert? Man weiss es nicht. Der Ordner hatte übrigens ein Gesicht wie Uwe Seeler. Auch vom Alter her und von der Körperstatur her könnte er locker als Zwillingsbruder vom alten HSV-Bomber durchgehen. Oder war er wirklich „Uns Uwe“, wie er im Hamburg ja liebevoll genannt wird? Sozusagen in geheimer Mission Fussballtouristen aus dem Westen in Litauen mit Fotoverboten den Spass zu verderben?

Da die Tribüne noch relativ leer war, fragte ich einen Stadionmitarbeiter ob heute überhaupt dieses Spiel stattfinden würde. Seine Antwort hätte ich mir als Litauen Experte fast denken können: „Keine Ahnung!“

Nach einiger Zeit füllten sich aber dann doch die Ränge und ich konnte beruhigt der Dinge harren, und mich schon auf mein diesjähriges Ligaspiel in Litauen freuen.

Liebevolle Bemalung der Häuserwände im Umkreis des Fussballtempels.

Die Ränge füllen sich schön langsam. Insgesamt kam ich auf etwa 100 Besucher (grosszügig gezählt). Offiziell wurden aber 150 angegeben. Klingt einfach besser als 100.

Auf der Gegentribüne waren es keine 40 (inklusive Linienrichter und Ballbuben).

Die Gäste legten einen Blitzstart hin und gingen bereits nach 2 Minuten mit 1:0 in Führung. Es war ein Angriff von der linken Seite. Der Ball wurde scharf und flach in die Mitte gespielt, und zack, stand ein gewisser Vaidas Viktoravičius goldrichtig und beförderte das runde Leder in das Eckige mit dem Netzbezug.

Žalgirietis versuchte gepflegten Fussball zu spielen. Lokomotyvas Radviliškis agierte aber um eine Spur bissiger. Hier im Bild Žalgirietis Mittelfeldspieler Edvin Pavlovskij.

Hier am Ball die Nummer 10 der Gäste: Giedrius Barevičius. Ein sehr auffälliger Spieler. Ballsicher, lauffreudig und zweikampfstark. Der 37-jährige spielte bereits zwei Mal für Žalgiris. Von 1998 bis 2002 (94 Spiele – 31 Tore) und 2010 (20 Spiele – 1 Tor). 9 Länderspiele für Litauen. Bei Lokomotyvas Radviliškis dürfte er seine Karriere ausklingen lassen. Aber er kann es noch sehr gut und zeigt auch Einsatz. Für Geld alleine spielt er sicher nicht. Es macht ihm noch Riesenspass Fussball zu spielen. Das sieht man ihm an.

Nach der 1:0 Führung der Gäste lassen sie aber etwas nach. Lokomotyvas Radviliškis lässt sich immer öfter zurückfallen und die kombinationssicheren Gastgeber setzen sich immer stärker vor dem gegnerischen Tor fest. Das wird bald in 2 Toren resultieren.

Zwischen Minute 10 und 40 war von Lokomotyvas Radviliškis im Offensivbereich eher wenig zu sehen.

Žalgirietis immer brandgefährlich vor dem Tor.

Doch auch dieser Angriff wurde abgeblockt. Es blieb vorerst beim 1:0 für die Gäste.

Wohin mit dem Ball? Ein Žalgirietis Spieler scheint mit der Situation überfordert.

Der kampfkräftige Lokomotyvas Radviliškis Kapitän Justinas Gulbinas. Mangelnden Einsatz konnte man ihm nicht attestieren.

Kampf um den Ball am Mittelkreis. Lokomotyvas Radviliškis musste inzwischen den 1:1 Ausgleich hinnehmen.

Tor für Žalgirietis! 2:1 Führung! 11 Minuten nach dem 1:1 bricht Artur Skurutovič durch, und verlädt auch noch den 40-jährigen Lokomotyvas Radviliškis Torhüter Audrius Dilys, der schon einmal von 1998 bis 2003 für Žalgiris Vilnius das Tor gehütet hatte.

Unbarmherzig knallt er den Ball in das Tor. In diesem Moment sah Žalgirietis als der sichere Sieger aus.

Doch kurz vor der Pause drehten die Gäste wieder auf. Hier klärt der Žalgirietis Torhüter gegen Vaidas Viktoravičius noch grandios …

… doch im Nachsetzen …

… musste er sich dann doch geschlagen geben. 2:2 Ausgleich durch Tomas Bielickas. Und das zwei Minuten vor dem Pausenpfiff. Das ist bitter.

Während der Pause machte ich einen kleinen Rundgang. Blick auf die Haupttribüne. Die oberen Ränge blieben leer.

Am anderen Ende der Fussballanlage.

Die Überdachung der Haupttribüne ist leider etwas zu kurz geraten. Vom Dach haben die Zuschauer jedenfalls nicht viel, sollte es einmal regnen. Nur ein Stehplatzrang hinter der letzten Sitzplatzreihe dürfte trocken bleiben. Da fragt man sich natürlich nach dem Sinn einer solchen Überdachung …

Lokomotyvas Radviliškis rechter Mittelfeldspieler Valentinas Lukošaitis in Aktion.

Žalgirietis hatte grosse Schwierigkeiten gegen diese routinierte und bissige Lokomotyvas Elf.

Und wenn Žalgirietis einmal vor gefährlich vor das Tor kam, war der 40-jährige Torwart Gigant Audrius Dilys zur Stelle.

Nach dem 3:2 für Lokomotyvas Radviliškis durch Giedrius Barevičius in der 56. Minute wurde es für die Gastgeber immer enger. Auch in dieser Szene wieder eine Grosschance für Lokomotyvas.

Stürmerfoul von Ignas Šapola (5) gegen Darius Kazubovičius (39).

In den letzten Minuten wirft Žalgirietis noch einmal alles nach vorne. Doch Lokomotyvas steht zu kompakt. Auch bei diesem Freistoss.

Nach 3 Minuten Nachspielzeit schliesslich der Schlusspfiff. Erschöpft geniessen die Lokomotyvas Spieler die Früchte ihres Sieges. Žalgirietis tritt enttäuscht ab. Mit etwas Glück wäre vielleicht ein Remis möglich gewesen, aber die Gäste waren einfach um dieses eine Tor besser und bissiger.

Enttäuscht geht das Heimpublikum nach Hause. Zumindest läuft es mit der Kampfmannschaft in Liga 1 besser: 9 Spiele – 6 Siege – 3 Remis. Tore: 29:5. Platz 1.

2 Tage später wurde ich dann noch Zeuge dieser Jesus Demonstration in der Altstadt von Vilnius: https://www.youtube.com/watch?v=Y3N_Efkhlno

Anstoss: 19:00
Donnerstag, 22. August 2013
Dosensaft Konstrukt – Žalgiris Vilnius 5:0 (3:0)
Rindfleisch Arena, 7.900 Zuschauer

Tore:
1:0 (29.) Soriano
2:0 (37.) Soriano
3:0 (40.) Mane
4:0 (63.) Soriano
5:0 (68.) Hierländer

Wie es der Zufall will, wurde Žalgiris Vilnius auch in diesem Jahr ein Gegner aus Österreich zugelost. Ging es letztes Jahr in die Südstadt, so trat ich in diesem Jahr den Weg in die Salzburger Rindfleisch Arena an.

Für die Litauer war es bereits eine Sensation es in die 4. Qualifikationsrunde geschafft zu haben. Eigentlich rechnete man nach dem 2:2 zu Hause gegen den irischen Vertreter St. Patrick’s in der 1. Runde mit dem Aus. Doch der überraschende 2:1 Auswärtssieg öffnete die Tür in die 2. Runde, wo dann auch noch der armenische Vertreter Pyunik souverän aus dem Bewerb geworfen wurde. In der 3. Runde war es dann Lech Posen dass ohne Zittern und Zähneklappern aus dem Bewerb eliminiert wurde.

Red Bull Salzburg Zalgiris Vilnius

Die Akzeptanz und Popularität des Dosensaft Konstruktes erkennt man an der Auslastung des Heimstadions. Verschränkte Arme bedeuten in der Körpersprache übrigens Ablehnung. Wer kann es dem Herrn verübeln. Kaum Eintritt bezahlt, hat man diese Entscheidung ab der 1. Spielminute auch schon wieder bereut.

Leider fanden in diesem Jahr weniger Žalgiris Anhänger ihren Weg nach Österreich als letztes Jahr. Einige waren es aber dann doch die ihre Farben würdig und stimmgewaltig vertreten sollten.

Red Bull Salzburg Zalgiris Vilnius

Auch diese zwei Damen in grüner Farbe betraten voller Zuversicht den Auswärtssektor der Salzburger Rindfleisch Arena.

Der gemeinsame Bierkonsum vor dem Spiel hielt sich in Grenzen, bzw. fand gar nicht statt, da die Litauer von der langen Anreise (etwa 25 Stunden) müde waren, und sich nicht noch zusätzlich mit Alkohol schwächen wollten. Alles für die Mannschaft, hiess ihr Motto. Und die wurde 90 Minuten lang unterstützt. Egal bei welchem Spielstand.

Red Bull Salzburg Zalgiris Vilnius

Im Stadion wurde dann 90 Minuten durchgesungen.

Red Bull Salzburg Zalgiris Vilnius

Auch in der Skybox waren Žalgiris Anhänger auszumachen.

Die Verpflegung im Dosensaft Konstrukt Heimstadion spottete jeder Beschreibung. Es gab am Kiosk ausschliesslich kalte Frankfurter serviert. Sowas muss man erst einmal zusammenbringen. 3 Euro für ein Paar kalte Frankfurter. Dafür durfte das alkoholfreie Bier zumindest warm gewesen sein. Auf eine Verkostung habe ich allerdings dankend verzichtet. Kalte Würstel, warmes Bier. Mit Sicherheit der bisher schlechteste Stadionkiosk in meinem Leben … Gratulation!

In den ersten Minuten drückten die roten Dosensaftsöldner auf das 1:0. Benötigten dafür aber dann doch immerhin eine halbe Stunde. Das 2:0 in der 37. Minute war umstritten und kann durchaus als Geschenk angesehen werden. Ich hab den Ball nicht vollständig über der Linie gesehen. Das 3:0 drei Minuten später kam nur dadurch zu Stande, da Mane rechts zu leicht an seinem ersten Gegenspieler vorbeiziehen konnte.

Red Bull Salzburg Zalgiris Vilnius

Anstoss nach dem 0:1 Gegentreffer. Der Russe Pavel Komolov (10), der Pole Kamil Bilinski (19) und der Litauer Mantas Kuklys (88) mit hängenden Köpfen. Ob sie es bereits ahnten was in den folgenden Minuten noch auf sie zukommen wird?

Red Bull Salzburg Zalgiris Vilnius

Der 36-jährige Žalgiris Innenverteidiger Andrius Skerla, als Litauer lange Zeit in Polens erster Liga tätig, im Duell mit Brasiliens Dosensportler Alan.

Red Bull Salzburg Zalgiris Vilnius

Unsummen an Trainern und Spielern ausgeben, aber seinen Gästen nur kalte Frankfurter Würste und warmes Bier anbieten können. Das ist Red Bull Salzburg!

Red Bull Salzburg Zalgiris Vilnius

Žalgiris Anhänger in der Halbzeitpause. Rückstand: 0:3. Am einen oder anderen Gesicht ist schon eine gewisse Bedrückung auszumachen.

Die zwei Tore in der zweiten Hälfte waren dann nur noch Draufgabe. Žalgiris hatte einige wenige Einschussmöglichkeiten. Man konnte sie aber nicht nützen. Da die roten Saftjünger diese auch hatten, geht das 5:0 aus sportlicher Sicht schon in Ordnung. Nicht jeden Tag kann man ein Düdelingen erwarten. Leider.

Red Bull Salzburg Zalgiris Vilnius

Beim Stand vom 0:5 dränger die Dosensportler, wie auf diesem Bild erkennbar, auf ein weiteres Tor. Diesen Gefallen macht ihnen die Žalgiris Mannschaft aber nicht. Hier klärt der rechte Aussenverteidiger Georgas Freidgeimas auf der Linie.

Red Bull Salzburg Zalgiris Vilnius

Die Tortur hat in der 90. Minute ihr Ende gefunden. Ein 0:5 Debakel ist zur Kenntnis zu nehmen. Die Getränkedosenfreunde feiern ihre Lieblinge.

Nach dem Spiel gab es dann noch Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Žalgiris Anhangs die gewaltsam ausgetragen wurden. Die Polizei musste einschreiten. Leider ein trauriges Ende eines traurigen Abends in jeder Hinsicht.

Red Bull Salzburg Zalgiris Vilnius

Die Žalgiris Spieler bedanken sich für die tolle Unterstützung und verabschieden sich.

Red Bull Salzburg Zalgiris Vilnius

Am Zaun kommt es zu den ersten Meinungsverschiedenheiten zwischen den Anhängern untereinander und den Spielern. Bald sprechen die Fäuste.

Red Bull Salzburg Zalgiris Vilnius

Die Polizei tritt in Aktion. So erlebt Žalgiris nicht nur auf dem Spielfeld ein Debakel, sondern auch auf den Rängen. Der milde Donnerstag Abend im August hätte mit Sicherheit besser enden können.

Das Positive: Žalgiris Vilnius kann sich jetzt voll auf die Meisterschaft konzentrieren. Man ist Tabellenführer mit 6 Punkten Vorsprung, und das obwohl man 2 Spiele weniger als der Zweitplazierte Atlantas Klaipeda ausgetragen hat. 10 Runden sind bis zum 10. November noch zu spielen. Das müsste doch zum ersten Meistertitel nach langer Zeit reichen! In der Meisterschaft hat man seit dem 12. März nicht mehr verloren. Man ist 19 Spiele ungeschlagen, und die aktuelle Siegesserie liegt bei 10 Spielen.

In diesem Sinne: Žalgiris laimės!

ÖFB Cup, 2. Runde
Beginn: Dienstag, 25. September 2012
Anpfiff: 19:00
Austria Klagenfurt – FC Admira Wacker Mödling 2:0 (0:0) n.V. 0:0
Sportpark Klagenfurt, 600 Zuschauer
Schiedsrichter: Sebastian Gishamer

Torfolge:
1:0 (115.) Thierry Fidjeu Tazemeta
2:0 Freistoss (118.) Matthias Dollinger

Dieses Mal verschlug es mich in die Stadt welche die Klage im Namen trägt.

2. Runde im Samsung ÖFB Cup, oder wie sich der jetzt nennt. Bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen ging es in die Arena des Grössenwahns. Ein 32.000 Zuschauer fassendes Stadion für einen Drittligisten. 600 Zuschauer waren es heute. Nur VIP Tribüne und die Haupttribüne waren offen. Der Rest des Stadions war gesperrt.

Zum Spiel. Die Admira begann resolut und spielte zügig auf das erste Tor. In den ersten Minuten dachte man nur die 1:0 Führung für die Gäste wäre nur eine Frage der Zeit. Doch mit dem Spiel bekamen die Gastgeber die Partie immer besser in den Griff. Die ersten Konter wurden gefahren, in der Defensive wurde man immer sicherer, und schliesslich nahm der Druck des Bundesligisten ab, und Austria Klagenfurt konnte die Partie immer offener gestalten.

Torlos ging es in die Pause, und auch in der 2. Halbzeit konnte Admira keinen Druck mehr aufbauen. Der Schiedsrichter kann viel sein, nur eines war er nicht, ein Heimschiedsrichter. Es waren vielleicht 4 oder 5 kritische Szenen im Strafraum der Gäste, aber Elfmeter für die Gastgeber gab es nie. Das Publikum wurde bei solchen Entscheidungen natürlich in Wallung gebracht. „Verbrecher“ war noch die freundlichste Bezeichnung für den Unparteiischen.

Als in der Verlängerung alles schon auf ein Elfmeterschiessen hindeutete, machte gerade jener Mann das entscheidende 1:0, der in den Minuten davor so gut wie unsichtbar geblieben war. So ist das meist mit den Stürmern. Es war ein schneller Vorstoss auf der rechten Seite von Daniel Lindorfer. Der brachte die Flanke in die Mitte, und da stand dieser Thierry Fidjeu Tazemeta, und drückte den Ball irgendwie über die Linie. Die 550 Klagenfurt Fans (ca. 50 waren von der Admira da) waren da natürlich restlos begeistert. Die endgültige Entscheidung besorgte Ex-Rapidler und Champions League Veteran Matthias Dollinger mit einem wunderschön gezirkelten Freistoss über die Mauer zwei Minuten vor Ende der Verlängerung. Da war es fix. Der Bundesligist FC Admira Wacker Mödling ist nicht mehr im Pokal vertreten.

Fazit: Ein völlig verdienter Erfolg der Klagenfurter. Natürlich hätte der Sieger auch Admira heissen können, wenn ihnen in der regulären Spielzeit ein Tor gelungen wäre, aber im Endeffekt waren die Klagenfurter um diese zwei Tore einfach bissiger. Ebenso hatte Austria Klagenfurt die besseren Einschussmöglichkeiten, und ein Stangenschuss in der 2. Hälfte sollte in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Dienstag um etwa 18:10. Der Weg zum Haupteingang.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Der Bus der Admira.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Der erste Blick in das Innere des Stadions.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Das Luxusstadion für den Drittligisten. Rapid würde so etwas dringend benötigen, und bekommt es nicht.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Nur ein Kiosk ist geöffnet. Es gibt drei kulinarische Genüsse: eine dicke Bratwurst (schaut nicht gut aus), ein heisser Hund (Hot Dog), und ein Paar Frankfurter. Ich entscheide mich für das Paar Frankfurter mit scharfem Senf und einer Semmel, und bin relativ gut damit gefahren.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Admira Co-Trainer Manfred Nastl. Noch vor wenigen Tagen musste er wegen Schiedsrichter Kritik 200 Euro blechen. Hier zeigt er einem seiner Spieler wie es gehen könnte. Der Cheftrainer Didi Kühbauer liess sich erst kurz vor dem Anpfiff blicken. Das ganze Aufwärmprogramm absolvierte Co-Trainer Manfred Nastl. Nastl absolvierte für die Wiener Austria 33 Einsätze, also durch diese Adern dürfte violettes Blut fliessen.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Der lustige Stadionsprecher plaudert aus dem Nähkästchen und lässt uns wissen was er heute zu Mittag gegessen hat. Eine echte Stimmungskanone. Er könnte durchaus auch einmal eine Sendung im ORF Hauptabendprogramm moderieren. Einen Peter Rapp oder Thomas Gottschalk moderiert der glatt an die Wand. Da gehe ich jede Wette ein.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Neo-Austria Klagenfurt und Ex-TSV Hartberg Coach Bruno Friesenbichler begrüsst den Gäste Trainer Didi Kühbauer. Man beachte den Sicherheitsabstand. Beim Didi kann man es ja nie wissen ob er gleich explodiert, da kann ein gewisser Sicherheitsabstand nicht schaden, wird er sich gedacht haben, der Bruno.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Die Mannschaften nehmen Aufstellung.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Es geht von Beginn weg gleich voll zur Sache.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Passend zur Kulisse grölten die mitgereisten Admira Fans: „Ohne Admira, wär hier gar nichts los …“
„Hobts scho amol zouilt wievül Leut do san?“, war die fragende Antwort eines Klagenfurters auf diesen grenzwertigen Sprechchor.
Eine durchaus berechtigte Frage, wie ich meine.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Admira drängt in den ersten Minuten auf das 1:0, doch die erste Angriffswelle verebbt bald.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Ein alter Bekannter mit der Nummer 19: Ex-Rapidler Matthias Dollinger. Diesmal allerdings in violett. Er hat das Kicken nicht verlernt und auch sein Einsatz liess nicht zu wünschen übrig. Mit Sicherheit ein Vorbild für die Klagenfurter Fussballjugend.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Das Entsetzen ist dem jungen Mann im roten Hemd in das Gesicht geschrieben. Admira konnte den Gastgeber nicht dauerhaft unter Druck setzen.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Austria Klagenfurt liess den Gegner kommen, aber nicht zu Nahe vor das Tor. In den schnellen Konterstössen war man dann immer brandgefährlich. So war Admira zwar immer leicht feldüberlegen, konnte aber keinen Druck aufbauen.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Der erste Elfmeteralarm für Austria Klagenfurt. Weitere sollten folgen. Die Klagenfurter reklamierten jedoch immer umsonst. In diesem Fall war es Siegfried Rasswalder der hier regungslos am Boden lag.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Klagenfurts Peter Pucker im Duell mit Daniel Toth.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Elegant gestoppt, aber … Abseits. Pech für Austria Klagenfurt.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Ein Freistoss durch Rene Schicker bringt nichts ein.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Auch wenn die Admira keinen dauerhaften Druck ausüben kann, heisst es nicht dass sie zu keinen Torchancen mehr kommen würde.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Wenn die Tische der Presseloge als Jausentische für den normalen Zuschauer missbraucht werden, dann ist dies ein untrügerisches Zeichen dafür dass dieses Stadion völlig überkonzipiert wurde.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Ein weiterer alter Bekannter mit Rapid Vergangenheit in violett: der 29-jährige Hannes Eder.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Der Assistent an der Linie stand mit dem Schiedsrichter oft auf Kriegsfuss. Schiedsrichter entscheidet Abstoss, Linienrichter zeigt den Eckball an. In einer anderen Situation gibt der Schiedsrichter Eckball, der Linienrichter entscheidet aber auf Abstoss. „Ein eingespieltes Team“, höhnte das kritische Heimpublikum.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Daniel Drescher krümmt sich am Boden innerhalb des gegnerischen Strafraums. Seine Schmerzensschreie hallten in der weiten Arena. Das Klagenfurter Publikum konnte er damit nicht beeindrucken. Sie äfften seine Schmerzensschreie detailgetreu nach.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Daniel Drescher wird von einem Betreuer vom Feld geleitet. Das Klagenfurter Heimpublikum überschlägt sich mit höhnischem „AUA AUA“ Gebrüll.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Die Zuschauer sehen ein flottes Spiel mit sehr guten Chancen auf beiden Seiten. In dieser Szene hat die Admira wieder einmal eine Möglichkeit zum 1:0.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Admira Trainer Didi Kühnbauer setzt gegen Ende der 2. Halbzeit noch einmal alles auf eine Karte. Doppeltausch: Thürauer und Sabitzer kommen. Dem Stadionsprecher fällt vor Schreck fast das Mikro aus der Hand.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Doch auch nach 90 Minuten + 5 Minuten Nachspielzeit bleibt es beim 0:0. Didi Kühbauer versucht seine Spieler noch einmal für die Verlängerung zu motivieren.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Doch 5 Minuten vor dem Elfmeterschiessen trifft Thierry Fidjeu Tazemeta zum 1:0. Das emotionale Heimpublikum erhebt sich von den Sitzen und applaudiert zufrieden.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Er war’s …

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

3 Minuten später die endgültige Entscheidung. Matthias Dollinger trifft aus diesem Freistoss zum 2:0 in das Netz. Der Ball wurde elegant über die Mauer in das rechte obere Eck gezwirbelt.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Der anschliessende Jubel. Das Klagenfurter Publikum erhebt sich wieder von seinen Sitzen.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Matthias Dollinger wird auf der Anzeigentafel gewürdigt. Sicher einer der auffälligsten Spieler des heutigen Abends. Und das behaupte ich nicht nur wegen seiner eigenwilligen Frisur.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Die Partie ist entschieden. Ich kann mich also auf den Heimweg machen.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Als einer der ersten verlasse ich das Stadion.

Austria Klagenfurt Admira Wacker Mödling September 2012

Ein Blick zurück auf die Haupttribüne. Das war heute mit Sicherheit eine sehenswerte Partie. Grossen Dank gebührt beiden Mannschaften. Ich denke Admira hat den heutigen Gegner nicht auf die leichte Schulter genommen. Austria Klagenfurt war einfach um nicht viel schlechter als Admira heute.

Euro League, 1. Runde
Donnerstag, 26. Juli 2012

FC Admira Wacker – Žalgiris Vilnius 5:1 (3:1)
Beginn: 21:05
Trenkwalder Platz, Maria Enzersdorf, 4.000 Zuschauer
Schiedsrichter Leontios Trattos (Zypern)

Torfolge:
1:0 (4.) Schwab
2:0 (14.) Elfmeter Jezek
2:1 (22.) Kuklys
3:1 (31.) Ouédraogo
4:1 (52.) Jezek
5:1 (70.) Hosiner

Žalgiris in der Südstadt. Das war natürlich ein Pflichttermin für mich. Die Südstadt: Parkplatzwüsten, Fast Food Buden, und Einkaufsmöglichkeiten wohin das Auge reicht. Hier fühlen sich wahrscheinlich auch nur Einkaufswütige oder der harte Kern der Admira Fans wohl. Ich konnte dem herben Charme der Asphaltmetropole nur wenig abgewinnen.

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

Beim Eintreten in die SCS zum „Essen fassen“ kündigte sich ein kleines Unwetter an.

Nach einigen Bieren (mehrere Villacher und ein Gösser Zwickel), einer angeblichen Pizza die wohl nur zum Magen füllen gut war, zu mehr reichte es nicht, sollte es mit dem Auto (ich wurde gefahren) rasch in die Richard Trenkwalder „Arena“ gehen. Doch wie es der Teufel will, verfuhr sich mein Kutscher im Asphaltlabyrint. Auch die Hinweisschilder „zum Stadion“ waren etwas irreführend, da sich in diesem Ballungszentrum gleich mehrere wichtige Stadien befinden. Unter anderem kamen wir auch beim Wiener Neudorfer Stadion vorbei. Doch auf Grund der Hilfsbereitschaft der Eingeborenen kam man dann doch noch einige Minuten vor Anpfiff beim Kartenhäuschen an.

Der Securitymann wollte es beim Eingang ganz genau wissen. Aha, die Geldbörse. Darf ich amal reinschauen? Aha, das Android Telefon. Darf ichs amal anschauen? Aha, die Fotokamera. Aha, der Ausweis, usw … Anschliessend wurde ich von oben bis unten, und von hinten bis vorne abgetastet. Der bärtige Mann mit der dicken Brille liess nicht locker und bedachte mich eines prüfenden Blickes. Ich fragte ihn ob ich nun auch noch meine Hosen runter lassen sollte, er murmelte allerdings nur noch etwas von „Schuhe ausziehen“, und winkte mich durch … Kein Wunder wenn es viele Menschen vorziehen die Spiele gemütlich zu Hause vor dem Fernseher zu geniessen, als sich beim Eingang so einem Kasperltheater hinzugeben. Und da kann dann der Herr Kühbauer noch so jammern dass sich „seine Mannschaft mehr Zuschauer verdient hätte.“ Ich fühlte mich jedenfalls wieder einmal als zufriedener Sky Konsument bestätigt.

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

Bei der Admira stand das heutige Spiel unter dem Motto: „Mehr Fahnen als Fans!“

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

Pietu 4 Ultras on Tour.

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

Der alte Mann mit der schwarzen Fahne. Das könnte der Titel eines langweiligen Romans sein.

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

Die Tribüne war aber dann doch relativ gut gefüllt, und euphorisiert wurden die Fahnen geschwenkt.

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

Auf der anderen Seite der mitgereiste Žalgiris Anhang. Selbst aus Kroatien waren Grün-Weisse angereist.

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

21:05 – das Spiel kann beginnen!

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

Anstoss, und die Žalgiris Anhänger begannen mit ihren Gesängen und hielten diese auch durch bis zum Schlusspfiff!

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

Die ersten Chancen hat Žalgiris! Das fängt ja mal nett an.

Es dauerte nur 4 Minuten bis einem der erste Schlag in die Magengrube versetzt wurde. Stefan Schwab traf zum 1:0 für die Gastgeber.

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

Mit dem ersten Spielzug der Admiraner zappelt der Ball auch schon im Netz. Stefan Schwab (22) lässt Torhüter Armantas Vitkauskas keine Chance.

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

Der Jubel nach dem 1:0.

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

10 Minuten später die nächste negative Szene im Strafraum der Gäste. Der zypriotische Pfeifenmann positioniert sich als Heimschiedsrichter und beglückt die Admira mit einem höchst fragwürdigen Elfmeter. Schiedsrichter Leontios Trattos fiel auch immer wieder durch seltsame Abseitsentscheidungen auf. Natürlich alle zu Gunsten der Heimmannschaft. Aber so ist das eben. Wennst im Heimspiel keinen anständigen Vorsprung herausschiesst, hast Du es im Rückspiel dann immer doppelt schwer mit so einem Schiedsrichter.

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

Der Schiedsrichter zieht vor dem Elfmeter auch noch eine Show ab, und spielt sich unnötig auf.

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

Der vergebene Elfmeter bleibt aus. Patrik Jezek trifft trocken zum 2:0.

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

Da freut sich der Admira Wacker Mödling Anhang.

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

Der strenge Wächter der Outlinie. Verschränkte Arme bedeutet Ablehnung, lernt man in jedem Vortrag über Körpersprache.

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

Žalgiris gibt aber nicht auf und kämpft weiter. Dirbti! Dirbti! Ein Tor und man wäre wieder dran. Georgas Freidgeimas (3) versucht einen Admira Angriff zu unterbinden.

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

Es geschehen noch Zeichen und Wunder! Der Schiedsrichter pfeift ein Foul für Žalgiris.

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

TOOOR! Publikumsliebling Mantas Kuklys trifft zum 2:1 Anschlusstreffer! Jetzt nur noch ein Tor und Žalgiris wäre weiter.

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

So etwas sieht man nicht zum ersten Mal. Grün-weisser Jubel im Auswärtssektor der Südstadt!

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

Die Stimmung ist nun am Höhepunkt. Alle gehen voll mit!

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

Lai lai lai, lai lai, lai lai. Žalgiris laimės, Žalgiris laimės! Prieš varžovus Žalgiris laimės!

Leider aber machten die jungen Herren in den roten Triktos bald wieder alle Hoffnungen zu nichte. Bereits 9 Minuten nach dem Anschlusstreffer sorgte Issiaka Ouédraogo aus Burkina Faso mit einem Ferserltor für die 3:1 Vorentscheidung. Nun bräuchte Žalgiris wieder zwei Tore um aufzusteigen.

Die Chancen wären da gewesen. Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit wurden die hochkarätigsten Einschuss und Einköpfmöglichkeiten leichtfertig verjuxt. Dass sowas im Fussball bestraft wird, ist klar und bekannt. In der 52. Minute sorgte Patrik Jezek mit dem 4:1 dann für die endgültige Entscheidung. Aber da war klar, 3 Tore schiesst diese Žalgiris Mannschaft heute nicht mehr.

Es blieb aber ein Kampf um Schadensbegrenzung. Selbst beim 3:1 Rückstand wurde der Ball in der Abwehr oft lustlos hin und hergespielt, bis wieder einmal versucht wurde einen Angriff einzuleiten. „Keiner wollte Verantwortung übernehmen“, heisst das dann wohl. Auch die Spielzüge im Offensivspiel liessen zu wünschen übrig. Viel zu statisch wurde agiert. Pässe in den freien Raum suchte man vergebens. Die Räume wären da gewesen. Sie wurden aber nicht genützt. Hier gäbe es noch viel Luft nach oben, wie es immer so schön heisst. Aber die litauische „A Lyga“ und die „Euro Leauge“ sind ja auch zwei Paar Schuhe, wie man so schön sagt.

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

Pump up the jam!

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

Spinnen stehen im Admira Toilettenhäuschen unter Naturschutz! Die Hütte war jedenfalls voll davon.

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

Der Blick in der zweiten Halbzeit auf das Spielgeschehen. Leichte Anflüge von Melancholie waren bei mir zu bemerken. Ja, ich hätte mir schon etwas mehr erwartet. Aber die Admira war im Verwerten ihrer Chancen gnadenlos.

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

Tomislav Pek (18) wurde 2009 aus dem kroatischen Sisak geholt.

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

Die Ausschank war mit zwei Leuten eindeutig überbesetzt. Welcher litauische Fussballfan trinkt alkoholfreies Bier? Das hätte man auch vor dem Spiel wissen können.

In der 70. Minute fing man sich dann noch das 5:1 durch „Ho-Ho-Hosiner“. Das war es dann auch. Žalgiris hielt bis zum Schluss tapfer dagegen. Aber umso länger das Spiel dauerte, umso weniger Offensivszenen bekam man von den Grün-Weissen aus Vilnius zu sehen. Aber … es war ja ohnehin schon alles entschieden.

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

Abschied von den Žalgiris Spielern mit einer Träne im Knopfloch.

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

Die Fans feiern noch einmal ihre Helden. Immerhin konnte in diesem Jahr der litauische Cupsieg errungen werden (Elfmeterschiessen gegen Ekranas).

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

Offiziell mussten wir nach dem Schlusspfiff noch 15 Minuten im Sektor verharren. Inoffiziell waren es weniger als 15 Minuten.

FC Admira Wacker Möding - Zalgiris Vilnius Schalgiris

Wieder einmal Abschied von Žalgiris. Man wird sehen für wie lange …

Nach dem Stadtderby von Vilnius am Samstag, ging es nur für wenige Stunden in das Bett. Um 3:00 Uhr Nacht hiess es schon wieder aus den Federn klettern, um nach Daugavpils aufzubrechen. Hier erwartete mich das Spitzenspiel der lettischen Virsliga. Der Tabellenführer Daugava Daugavpils empfing den unmittelbaren Verfolger Liepājas Metalurgs.

Von Vilnius ging es also nachts mit dem Taxi zum Bahnhof, und mit einer Lokalbahn entlang der weissrussischen Grenze in Richtung Norden. Sumpfige Wiesen und Felder säumten den Weg. In der Station Visaginas war Endstation. Ein Bahnhof mitten im Wald. Ich marschierte zu Fuss weiter in Richtung Norden bis zum nächsten Taxistand. Das Taxi brachte mich in die Stadt Visaginas. Auch die Stadt war umringt von Wald. Litauisch hörte man hier nicht mehr viel. Ich befand mich zwar noch in Litauen, doch ich hörte nur mehr noch die russische Sprache: Privet, Dawai, Karashou, etc …

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Da stand ich nun. Öffentliche Verkehrsmittel? Ich entdecke eine Bushaltestelle mit einigen Leuten davor. Da schliesse ich mich an, denke ich mir. Nach einer kurzen Weile kommt auch schon ein Kleinbus daher. Die Verständigung mit dem Busfahrer ist schwer. Kein Englisch, kein Deutsch, und auch mit dem Litauisch hat er scheinbar keine rechte Freude. Ich drück ihm einfach einen Geldschein und einige Münzen in die Hand. Er mustert das Geld kritisch, gibt mir eine Münze zurück, und nickt zufrieden mit dem Kopf.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Der Fahrer vertritt sich draussen seine Füsse. Der Bus ist schon relativ voll besetzt. Ich warte so geduldig auf meinem Platz bis die Fahrt los geht. Ich bilde mir ein „Daugavpils“ in Wortfetzen irgendwie vernommen zu haben. Wird schon in die richtige Richtung gehen.

Der alte Mann steigt nun in sein Gefährt und beginnt die Fahrt. Schlaglöcher lassen den Bus ständig ordentlich durchrütteln. Es geht also weiter in Richtung Norden. Wir passieren den Ort Zarasai. In Zarasai sieht es etwas freundlicher aus als in Visinginas. Nach der lettischen Grenze geht es nur mehr gerade in Richtung Daugavpils.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Sonntag um 8:43 sehe ich zum ersten Mal die Stadt und den Fluss Düna (lettisch: Daugava). Die Fahrt mit dem Kleinbus dauerte etwa 2 Stunden.

Der Bus überquert die Brücke und hält im Busbahnhof. Jetzt habe ich es schon mal in die Stadt geschafft.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Daugavpils am Sonntag Morgen. Ich spaziere durch die Innenstadt und fühle mich wie der letzte Mensch auf Erden der irgendeine Katastrophe überlebt hat. Keine Menschenseele auf der Strasse. Auch der Bahnhof, er ist geöffnet, aber keiner da. Absolut keiner.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Nach einer Weile kommt dann jedoch schon etwas mehr Leben in die Stadt. Ich gehe zum Hotel Latgola und nehme mir ein Zimmer. Die Uhr zeigt 9:30.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Das Hotelzimmer sieht ordentlich aus. Kostet 50 Euro die Nacht.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Ein kurzer Blick aus dem 7. Stock.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Im Restaurant im obersten Stockwerk des Hotels treffe ich zwei Spieler der Gastmannschaft Liepājas Metalurgs. Das trifft sich ja gut für ein Foto. Ich habe keine Ahnung wie diese zwei Spieler heissen, aber ich denke in Lettland sind sie bestimmt zwei grosse Stars. 😀

Den restlichen Vormittag und den anbrechenden Nachmittag erkunde ich die Stadt. Daugavpils hat 103.000 Einwohner, war im und nach dem 1. Weltkrieg heiss umkämpft, besitzt eine Festungsanlage aus dem frühen 19. Jahrhundert, und wurde auch im 2. Weltkrieg nicht verschont. Die Sehenswürdigkeiten der Stadt bleiben aber im bescheidenen Rahmen. Wie schön dass hier zumindest heute ein Fussballspiel stattfindet.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Vor dem Spiel noch ein lettisches Bier: Aldaris. Gut hat es geschmeckt!

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Der Marsch zum Stadion dauert eine Weile, und führt mich über die Gleisanlagen der Stadt. So sieht mein erster Blick in das Innere der Anlage aus.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Die Haupttribüne von aussen. Hier befinden sich auch die Spielerkabinen. Aus einer Kabine tönt laute Rockmusik.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Der Eintritt kostet einen Lat. Also 1,40 Euro. Im Stadion sehe ich mich gleich etwas um. Im Bild: die Westkurve.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Die Tribüne für das gemeine Volk. Hier darf ich also sitzen.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Bei genauerer Betrachtung vergeht einem das Sitzen aber dann relativ schnell.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Zum Glück hat ein netter Russe eine alte Zeitung für mich. Darum hatten also alle Zuschauer vor dem Eingang eine Zeitung unter ihren Achseln geklemmt. Und ich dachte schon hier handelt es sich um ausgesprochen intellektuelle Fussballbesucher.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Die Zeit vergeht. Ich beobachte beide Mannschaften aufmerksam bei ihren Aufwärmübungen. Plötzlich marschiert der Auswärtsmob von Liepājas Metalurgs auf. Grimmige Männer im besten Alter. Mit versteinerten Mienen schreiten sie unter der Tribüne der Daugava Anhänger vorbei. Das ganze Stadion ist mucksmäuschenstill.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Doch der harte Kern der Daugava Ultras lässt sich von so einer Aktion natürlich nicht beeindrucken. Sie erheben sich von ihren Sitzen und geigen ihnen ihre Meinung. Natürlich alles auf Russisch. Daugavpils befindet sich zwar in Lettland, und Lettisch ist auch die offizielle Amtssprache, jedoch auf der Strasse, in Lokalen und eben auch im Fussballstadion hört man nur die russische Sprache.

Lettland, 1. Liga (Virsliga)
Daugava Daugavpils – Liepājas Metalurgs 0:0
Beginn: 16:00
Stadions Celtnieks, 500 Zuschauer

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Das Spiel kann also beginnen. Wie man sieht, bietet die „Haupttribüne“ nicht gerade eine grosse Anzahl von freien Plätzen. Ein erlauchter Kreis von Fussballliebhabern darf am exklusiven Balkon Platz nehmen. Die Gäste von Liepājas Metalurgs spielen in rot-weiss. Daugava Daugavpils, die Gastgeber, in weiss.

Eines möchte ich noch anmerken bevor das Spiel beginnt. Der Stadionsprecher verübelte meine Laune bis zum Anpfiff mit einem hundsmiserablen Musikgeschmack. Irgendeine unbekannte Hardrockmusik aus den 70er Jahren … wirklich … ÜBELST … ich habe ja in den verschiedensten Stadien die ich in meinem Leben besucht habe ja schon viel Musik gehört. Auch Stücke die mir weniger bis gar nicht gefallen haben. Ich denke das ist ganz normal. Aber diese Beschallung war mit Sicherheit die mieserabelste und geschmackloseste Stadionmusik meines gesamten Lebens!

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Daugavpils beginnt das Spiel ruppig und kauft den Gästen gleich die Schneid ab. Ich muss hinzufügen dass Daugava Daugavpils als die aktuelle Überraschungsmannschaft Lettlands gilt. Der Verein hat nicht die finanziellen Mittel wie etwa Liepājas Metalurgs oder auch Ventspils. So gesehen muss man auch das Spielgeschehen richtig bewerten. Hier spielt nicht der überlegene Tabellenführer gegen die Gäste die sich fürchten müssen, sondern der Gastgeber ist hier in diesem Spiel der leichte Aussenseiter.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Aber dass die Tabellenführung von Daugava Daugavpils kein Zufall ist sieht man schon in den ersten Aktionen. Ein eleganter Haken von Daugavpils und den Metalurgs Verteidiger sitzt es auf den Scheisser.

Von Anfang an kann man das taktische Konzept der Gastgeber klar erkennen. Man steht hinten gut und kompakt. Bei Ballverlust ergibt das ein 4-3-3. 3 Stürmer warten vorne an der Mittellinie auf die Konter. Wird der Ball erobert, schaltet man blitzschnell auf 3-4-3 um. Ein wahres Spektakel für mich, und eine Freude dieses Spiel sehen zu dürfen. Der Favorit Liepājas Metalurgs hatte da mächtig zu knabbern und kam relativ oft in Bedrängnis. Selbst wurde man kaum zwingend. Die Viererkette von Daugava Daugavpils stand einfach zu gut.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Daugava Daugavpils kam in Konterstössen immer wieder schnell über die Aussenpositionen nach vorne. Das passierte in einem atemberaubenden Blitztempo. In dieser Situation hatte Liepājas Metalurgs aber aufgepasst. Daugava Daugavpils spielte sich trotzdem reihenweise 100%ige Einschussmöglichkeiten heraus von denen sie aber keine einzige nützen konnten. Eine Tragödie! Im Bild: Genādijs Soloņicins (20) und der litauische Legionär in Diensten Metalurgs Tomas Tamošauskas (9).

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Der Spielaufbau von Metalurgs in Person des Angreifers Jurģis Kalns (8) wird abgeblockt. Für Jurģis Kalns ist es bereits die 3. Saison bei Liepājas Metalurgs.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Eine relativ vollbesetzte Tribüne. 500 Zuschauer sollen es offiziell gewesen sein. Könnte hinkommen.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Wieder verjuxt Daugava Daugavpils eine von ihren Riesenchancen in der ersten Halbzeit. Liepājas Metalurgs versuchte zwar das Spiel zu machen, blieb aber weiter völlig harmlos.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

… und wieder … viel Raum auf der linken Seite für Daugava Daugavpils. Der Georgier Bidzina Tsintsadze bricht durch und bringt die gefährlich Flanke.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Blick auf den erlauchten Kreis der Fussballfeinschmecker.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Ein Zaungast.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Man sieht es ihm im Gesicht an. Liepājas Metalurgs Verteidiger Mindaugas Bagužis (Litauer aus Kruoja) ist schon genervt von den schnellen Vorstössen der Gegner.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Abstoss von Daugava Daugavpils Torhüter Kaspars Ikstens.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Hier haben wir es mit dem russischen Daugava Daugavpils Verteidiger Dmitriy Polovinchuk zu tun. Eine sehr auffällige Gestalt, die sich auch immer in das schnelle Offensivspiel einschaltete. Dmitriy Polovinchuk wurde im Winter vom russischen Zweitligisten Torpedo Vladimir verpflichtet.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

In der zweiten Halbzeit änderte sich erst einmal nicht viel. Nur langsam kam Liepājas Metalurgs immer besser in das Spiel, und der Elan der Gastgeber schien nachzulassen.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Doch zu Beginn der zweiten Halbzeit das gleiche Bild der ersten Halbzeit. Wieder einmal geht ein Schuss von Daugava Daugavpils aus guter Position nur drüber.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Nach 75 Minuten verlasse ich wieder meinen Tribünenplatz, um das Spiel aus einer anderen Position beobachten zu können.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Liepājas Metalurgs wird nun immer besser, und Daugava Daugavpils kommt nun auch selbst hinten immer öfter in das Schwimmen. Das Spiel auf Messers Schneide? Gespannt blickt das Publikum auf das Spielfeld.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Das dürfte einer der zwei Spieler aus dem Hotel sein. Sein Name? Andrejs Prohorenkovs. 35 Jahre alt, spielt seit 2008 für Liepājas Metalurgs, eine treue Seele sozusagen im heutigen Profigeschäft.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Nach einer kritischen Entscheidung des Schiedsrichter springen die Daugava Ultras empört auf!

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Der Druck von Liepājas Metalurgs wird nun immer grösser. Hat Daugava keine Kraft mehr? Im Bild: Freistoss von Valerijs Afanasjevs (19).

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Elfmeteralarm im Strafraum der Gastgeber in den letzten Spielminuten. Doch die Pfeife des Schiedsrichters bleibt stumm.

So endet ein tolles Spiel 0:0. Ein spektakulärer Fussball von Daugava Daugavpils in der ersten Halbzeit, und ein wütender Sturmlauf von Liepājas Metalurgs in den letzten 10 Minuten werden mir von diesem Spiel in Erinnerung bleiben. Ich denke der verdiente Sieger wäre Daugava Daugavpils gewesen. Sie hatten über 90 Minuten eindeutig dir grössere Anzahl an zwingenden Torchancen. Hätte sie eine davon genützt, wären sie als Sieger vom Platz gegangen. Wird sicher spannend jetzt weiter die lettische Liga im Internet zu verfolgen. Zumindest weiss ich jetzt in welcher Weise Daugava Daugavpils die Punkte zu machen pflegt. Bin nach diesem Spiel mit Sicherheit ein kleiner Daugava Daugavpils Anhänger geworden: DAU-GA-VA! Der Schlachtruf der Daugava Ultras.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Noch ein Blick zurück. Abschied nehmen fällt mir immer so schwer, wenn mir ein bestimmter Ort an das Herz gewachsen ist. Ja, Daugava Daugavpils ist mir nach diesem Spiel an mein Herz gewachsen.

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Ich war dabei! 😀

Daugava Daugavpils - Liepājas Metalurgs Dünaburg Virsliga Lettland Latvia

Ich lasse den Abend im obersten Stockwerk des Hotels mit einem Buch von Joachim Fernau (Ave Cäsar) gemütlich ausklingen. Morgen Früh muss ich schon wieder Abschied nehmen von Daugavpils. Die Rückreise ist aber weniger kompliziert. Direkt mit dem Schnellzug von Daugavpils nach Vilnius.

Wenn man dem Taxifahrer sagt, er möge einem doch zum Stadtderby fahren, extra darauf hinweist dass diese Partie nicht wie von ihm behauptet im alten Žalgiris Stadion stattfindet, und er einem dann im Anschluss trotzdem in der bereits halb verfallenen Spielstätte aussteigen lassen möchte, in der schon seit Ewigkeiten kein Erstligaspiel bestritten wurde, dann wird einem wieder bewusst dass Fussball in Litauen so etwas wie eine exotische Randsportart zu sein scheint.

Schliesslich konnte ich den Taxikutscher dann trotzdem dazu bewegen mich in den Norden der Stadt zu bringen. Dort wo die Sportima Arena steht. Obwohl das beste Fussballwetter herrschte dass man sich überhaupt nur vorstellen konnte, fand das Stadtderby zwischen Aufsteiger REO Vilnius und Žalgiris Vilnius in einer überdachten Halle statt. Angeblich bestand REO als Heimmannschaft darauf nicht in freier Natur zu spielen. Ein sonderbarer Verein, wenn dies wirklich so stimmen sollte.

50 Litas verlangte schliesslich der Taxler von mir. Ich blicke ihm tief in die Augen und sagte: „dauuuuug“, was soviel wie „viiiiiel“ bedeutete. Es packte ihn das schlechte Gewissen, und er reduzierte seine Forderung auf 40 Litas. Immerhin 11,50 Euro.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

So stehe ich vor der Sportima Arena. Der Andrang hält sich noch in Grenzen. Noch 50 Minuten bis zum Anpfiff. In einem kleinen Kammerl erstehe ich meine Eintrittskarte. Der Preis macht 10 Litas (2,90 Euro) aus. Wahrscheinlich Top bzw. Derbyzuschlag denke ich mir. In Siauliai bezahlte ich ja nur 3 Litas für meinen Eintritt. Naja, Hauptstädte sind ja bekanntlich immer teurer als die Provinz. Ich möchte aber nicht klagen, schliesslich bin ich als Österreicher ja ganz andere Eintrittspreise gewohnt. Ich sage nur: Südtribüne Hanappi Stadion.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

Noch nicht viel los im Inneren der Sportima Arena. Der Durst auf ein Bier bleibt mir in der Kehle stecken. Kein Bierstand verfügbar. Nicht einmal Getränkeverkäufer. Das Höchste der Gefühle sind einige Getränkeautomaten mit Zuckersäften und ausgefeilten Kaffeekreationen. Ich schreite an ihnen vorbei und versuche mein Verlangen nach Bier mental zu unterdrücken.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

So sieht sie also aus, die Sportima Arena im Norden von Vilnius.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

Keine Frage, hier könnte man auch den Winter durchspielen.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

Als ich mir einen schönen Platz suchen möchte, werde ich auch schon von einem Ordner belehrt. „Negalima“, meint er zu mir. Ich darf hier nicht sein. Dürfte sich um VIP Plätze handeln, denke ich mir. Das Komische daran: die VIP Plätze haben eine Sichtbeeinträchtigung durch ein Sicherheitsnetz. Direkt auf der anderen Seite gibt es keine Sichtbehinderung, und hier darf ich sitzen, da es sich um keine VIP Plätze handelt. Als ich meine litauischen Freunde auf diese absurde Regelung hinwies, begannen sie herzhaft zu lachen und meinten nur lapidar: „This is Lithuania!“ Naja, mir sollte es recht sein das Spiel ohne Sicherheitsnetze vor den Augen geniessen zu dürfen.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

Ich wandere also auf die andere Seite des Platzes.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

Der Blick zurück auf die heilige VIP Tribüne (rote Sitze), auf der ich nicht Platz nehmen durfte.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

Doch auf der andere Seite gibt es viel bessere Plätze. Ob das die VIP Gäste wissen?

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius 1:2 (0:0)
Beginn: 17:00
Sportima Arena, 1.350 Zuschauer
Schiedsrichter: J.Paškovskis (Vilnius)

Torfolge:
1:0 (47.) Soslan Dzhioev
1:1 (57.) Callum Elliot
1:2 (87.) Tomislav Pek

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

Doch nun genug der Vorberichterstattung. Die Spieler kommen auf das Feld. REO in weiss und Žalgiris traditionsgemäss in grün und weiss. Das Spiel kann beginnen.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

Was ist der Aufsteiger REO Vilnius eigentlich für ein Verein? Und was bedeutet REO? Eine Frage die mich schon seit langem quält. Und zwar seit ich sie vor einem Jahr zum ersten Mal gesehen habe. Den Bericht über dieses Spiel kann man übrigens hier nachlesen: http://www.rapidler.at/2011/06/24/reo-vilnius-nevezis-kedainiai-01-00/.

Nun, nach Auskunft meiner litauischen Freunde ist REO Vilnius das Spielzeug eines Politikers der einen Parlamentssitz hält. Ich spare mir detailierte Fragen über die ideologische Ausrichtung dieser Person. Sehr beliebt dürfte er im Volke aber nicht sein, da mir versichert wird dass REO Vilnius in der ganzen Stadt verhasst sei.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

Das Spiel selbst geht recht flott dahin. Mein Sitznachbar sieht riesengrosse Qualitätsunterschiede zwischen den Mannschaften. Zu Gunsten von Žalgiris versteht sich. Ich kann diese Einschätzung aber nicht teilen. Sicher, Žalgiris ist leicht feldüberlegen, so wie in Siauliai, doch zwingende Einschussmöglichkeiten sehe ich in der 1. Halbzeit nur wenige, und die eine Chance die REO hat, ist so gut wie alle Torchancen von Žalgiris zusammen.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

Der Trainer von REO Vilnius, Stasys-Vytautas Baranauskas (Mitte), nimmt von der 1. Minute an freiwillig lieber stehend auf der Tribüne Platz, anstatt auf der Trainerbank zu sitzen. Wenn ihn der Schiedsrichter bestrafen wollen würde, wäre die Verbannung auf die Tribüne also keine richtige Strafe. Baranauskas müsste daher also entweder die Halle verlassen oder … auf der Trainerbank Platz nehmen. Was für eine Strafe wäre das wohl für ihn? Als Österreicher ist mir sein Name natürlich ein Begriff. Er spielte von den Jahren 1990 bis 1994 für Pasching, FavAC, und der Vienna.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

REO steht hinten sehr gut. Die nicht zwingenden Torchancen für Žalgiris in der ersten Halbzeit kann man wohl an einer Hand abzählen. Baranauskas hat seine Truppe gut eingestellt.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

Auch in dieser Situation scheitert einer der Žalgiris Angriffe. Žalgiris Vilnius ist zwar feldüberlegen, kann aber wenig damit anfangen.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

Auch hier: Žalgiris Vilnius greift an – und scheitert noch vor einem Abschluss.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

Die 2. Halbzeit beginnt mit einem schnellen Angriff von REO Vilnius …

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

… daraus resultiert kurz nach dem Anpfiff zur 2. Halbzeit der für mich nicht überraschende Führungstreffer. Einige Minuten später die 100%ige Chance zum 2:0 für REO. Doch es versagen dem REO Stürmer die Nerven. Das wäre wohl die Vorentscheidung gewesen.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

Der REO Anhang provoziert mit dem römischen Gruss.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

Langsam aber sicher findet Žalgiris Vilnius aber immer besser in das Spiel.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

Schliesslich gelingt der Ausgleich in der 57. Minute. Ein verlängerter Schuss aus schrägem Winkel. Erstklassig gemacht vom schottischen Torjäger Callum Elliot. Danach hat er es eilig den Ball wieder auf den Anstosspunkt zu bringen. Keine Frage, der Schotte möchte jetzt die 3 Punkte.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

Der REO Fanblock im Blick. Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich bei einem REO Heimspiel von lautstarken Fans noch nichts bemerkt. Nun zählt der aktive Anhängerklub bereits 7 Personen. „Da entsteht was Grosses“, würde ein euphorisierter FC Red Bull Konsument wohl dazu sagen.

Was sie wohl antreibt einen Verein wie REO gut zu finden? Ob es sich dabei um die Parteijugend des Politikers handelt? Oder um Brüder und Cousins der Spieler? Um die wahren Hintergründe direkt an der Quelle zu erforschen fehlt mir aber die Motivation.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

Auf dieser Tribüne verbrachte ich die ersten 75 Minuten. Jetzt wechsle ich noch einmal die Seite.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

Auf der anderen Seite der Tribüne: Die Žalgiris Fans.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

Auf meine Frage an einen Žalgiris Ultra was er denn von REO Vilnius halte, meinte dieser: „They are shit!“ Vielleicht hätte ich die Frage intelligenter stellen sollen. Irgendwie hat mich die Antwort nämlich nicht überrascht.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

In den letzten 10 Minuten der Partie drängt Žalgiris wehement auf den Siegestreffer. REO ist vollkommen unter Druck. Warum geht es erst jetzt auf einmal? Sind es die schwindenden Kräfte von REO? Hat Žalgiris noch einmal die berühmte zweite Luft bekommen? Ein Tor von Callum Elliot wird auch nicht gebeben. Die Dramatik treibt in den letzten Minuten auf ihren Höhepunkt zu.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

Gespannt verfolgt der Žalgiris Anhang das Geschehen.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

Packende Szenen vor dem REO Tor gibt es fast im Sekundentakt. REO kommt in dieser Phase des Spiels kaum mehr zum Verschnaufen.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

… und wieder eine Chance für Žalgiris dahin. Callum Elliot rauft sich seinen kurzgeschorenen Kopf.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

Die Zuschauer sehen eine packende Schlussphase mit Žalgiris am Drücker.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

TOOOR! Schliesslich ist es doch noch passiert. Der auf Grund der 2. Halbzeit verdiente Siegestreffer 3 Minuten vor dem Ende.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

Die Žalgiris Fans toben! Derbysiege sind ja immer schön.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

Die 3 Punkte werden in den wenigen verbleibenden Minuten souverän nach Hause gespielt.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

Schlusspfiff und Ende. Žalgiris Vilnius gewinnt das Stadtderby 2:1. Noch ein Blick zurück auf die überdachte Spielstätte. Taxi nehme ich jetzt keines mehr. Ich fahre mit dem Bus nach Hause.

REO Vilnius – Žalgiris Vilnius Sportima Derby

Zwei Fussballspiele direkt an einem Tag. Wann hatte ich sowas das letzte Mal? Muss Ende der 90er gewesen sein. 1. FC Nürnberg gegen Fürth am Nachmittag und am Abend Rapid Wien gegen FC Linz in Linz. 😀

Samstag um 10:00 möchte ich mich zum Zweitligaspiel Polonija Vilnius gegen Lietava Jonava begeben. Polonija Vilnius ist der Aufsteiger aus der 3. Liga. Lietava Jonava ein gestandener Zweitligist. Die Meisterschaft der 2. litauischen Liga ist noch relativ jung. Polonija Vilnius hat sein bisher einziges Spiel gewonnen. Für die Gäste aus Jonava ist es ihre erste Partie.

Polonija Vilnius Lietava Jonava

Von 10:00 bis 11:00 warte ich an dieser Bushaltestelle auf den Mikrobus in das Stadtzentrum. Erst kurz nach 11:00 dämmert es mir dass heute Samstag ist, und Mikrobusse daher nicht verkehren. Ich vergewissere mich meines Verdachtes bei der Kioskdame und erhalte prompt die Bestätigung meiner Annahme. Jetzt aber schnell ein Taxi gefunden und ab in das Vetra Stadion. Nur noch eine knappe Stunde bis zum Anpfiff.

Polonija Vilnius Lietava Jonava

Unterwegs treffe ich noch eine litauische Hochzeitsgesellschaft. Sieht man ja auch nicht alle Tage.

Polonija Vilnius Lietava Jonava

Der Taxifahrer bringt mich für 20 Litas (5,70 Euro) direkt vor das Stadion. Es befindet sich gleich hinter dem Bahnhof.

Polonija Vilnius Lietava Jonava

Das Vetra Stadion besteht aus zwei nicht überdachten Tribünen und einer überdachten Tribüne. Der Weg zur überdachten Tribüne ist aber so verschlammt dass ich fast mit meinen Schuhen im Morast stecken bleibe, und es dann vorziehe doch auf der nicht überdachten Tribüne Platz zu nehmen.

Polonija Vilnius Lietava Jonava

Der herbe Charme der Toilettenanlage des Vetra Stadions. Nur gut dass es keine langen Warteschlangen vor den Häuschen gab.

2. Liga Litauen
Polonija Vilnius – Lietava Jonava 0:1 (0:0)
Beginn: 12:00
Vietra Stadion, 200 Zuschauer

Tor:
A. Mockus (58. Minute)

Polonija Vilnius Lietava Jonava

12:00 – das Spiel kann beginnen! Polonija spielte, wie könnte es anders sein, in roten Hosen und weissen Leibchen. Lietava Jonava in schwazen Hosen und orangen Hemden.

Polonija Vilnius Lietava Jonava

Zu Beginn entwickelt sich ein ausgeglichenes Spiel mit leichten Vorteilen für die Heimmannschaft.

Polonija Vilnius Lietava Jonava

Der Herr im feinen Zwirn erklärt mir den litauischen Fussball in all seinen Einzelheiten. Das Foto erfolgte nur nach seiner ausdrücklichen Zustimmung.

Polonija Vilnius Lietava Jonava

Leider sind mir die Namen der Akteure auf dem Feld nicht bekannt. Es gab weder einen Eintritt zu bezahlen, noch eine Stadionzeitung, oder ein einfaches Infoblatt.

Polonija Vilnius Lietava Jonava

Ein Angriff der Polonia Mannschaft.

Polonija Vilnius Lietava Jonava

Die Anhänger der Heimmannschaft. Polonija Vilnius ist der Verein für die polnische Minderheit der litauischen Hauptstadt. Man beachte das Transparent: Wilno statt Vilnius. Das ist der polnische Name für ihre Stadt. Auch die Rufe und Gesänge erfolgen ausschliesslich in polnischer Sprache, wie mir mein litauischer Sitznachbar versicherte.

Polonija Vilnius Lietava Jonava

Tormöglichkeiten gab es hüben wie drüben.

Polonija Vilnius Lietava Jonava

Abgesehen vom Fanblock der Polonija Anhänger hielt sich der Andrang aber in Grenzen. 200 sollen es offiziell gewesen sein. Wahrscheinlich hat man da die Passanten, die während der 90 Minuten hinter der Tribüne an der Hauptstrasse vorbeispazierten, mitgezählt. Ich denke ich würde die Besucherzahl auf gut 100 schätzen.

Polonija Vilnius Lietava Jonava

Zu Beginn der 2. Halbzeit machten die Polonija Fans nun auch optisch auf sich aufmerksam.

Polonija Vilnius Lietava Jonava

Heiter und beschwingt wird auch die polnische Flagge geschwenkt.

Polonija Vilnius Lietava Jonava

Doch in der 2. Halbzeit hat sich das Bild etwas geändert. Lietava Jonava agiert jetzt viel stärker und bringt Polonija immer öfter in Verlegenheit.

Polonija Vilnius Lietava Jonava

In der 58. Minute ist es dann auch soweit. Das 1:0 für die Gäste fällt aus einem Schuss aus etwa 18 Metern. Der Torschütze war ein gewisser A. Mockus, wie ich später im Internet nachlesen konnte.

Polonija Vilnius Lietava Jonava

Der mitgereiste Lietava Anhang auf der Haupttribüne freut sich. Von der Anzahl konnte man mit den Fans der Gastgeber nicht mithalten. Von der Lautstärke allerdings schon.

Polonija Vilnius Lietava Jonava

Nur selten kommt Polonija in der zweiten Halbzeit nach vorne. Dieser Freistoss bringt nichts ein.

Polonija Vilnius Lietava Jonava

Schon ab der Mittellinie werden die litauischen Polen konsequent attackiert.

Polonija Vilnius Lietava Jonava

Meist sah das Bild der 2. Halbzeit so aus. Rollende Angriffe von Lietava Jonava.

Polonija Vilnius Lietava Jonava

… und wieder rettet ein Polonija Verteidiger in höchster Bedrängnis.

Polonija Vilnius Lietava Jonava

Abermals brennt es im Strafraum von Polonija.

Polonija Vilnius Lietava Jonava

Polonija müht sich redlich, aber Lietava steht hinten zu diszipliniert.

Polonija Vilnius Lietava Jonava

Doch die Fans der Heimmannschaft lassen sich nicht von Feiern abhalten. Schon wieder ein Feuerwerk auf der Tribüne. Nicht schlecht was der Aufsteiger aus der 3. litauischen Liga für begeisterungsfähige Anhänger hat.

Polonija Vilnius Lietava Jonava

Lietava Jonava alleine vor dem leeren Tor und der Ball geht drüber. Die mangelnde Chancenverwertung ist schon grob fahrlässig.

Polonija Vilnius Lietava Jonava

Noch ein Blick auf die Haupttribüne.

Polonija Vilnius Lietava Jonava

Die letzten Minuten beobachte ich von der Cornerfahne. Es passiert aber nicht mehr viel.

Polonija Vilnius Lietava Jonava

Zu Fuss geht es zurück in das Stadtzentrum. Ordentlich Mittag essen, und dann rasch zum Stadtderby Zalgiris Vilnius gegen REO Vilnius, dass am späten Nachmittag stattfinden soll.

Am Mittwoch Morgen führte mich mein Weg in die litauische Sonnenstadt Šiauliai. Der Grund dafür ist einfach. Denn an diesem Tage sollte meine litauische Lieblingsmannschaft Žalgiris Vilnius ihr Auswärtsspiel in dieser Stadt bestreiten. Eine gute Möglichkeit also für mich meine treue Pflicht als Žalgiris Anhänger zu erfüllen, und die Stadt Šiauliai (zu Deutsch: „Schaulen“) etwas besser kennenzulernen. Šiauliai ist, wie bereits erwähnt, als die Sonnenstadt (in Litauisch: „Saules miestas“) bekannt. Die Bewohner behaupten die Sonne wäre in dieser Stadt erschaffen worden, oder so ähnlich. Wie dem auch sei … an diesem Tage wurde sie ihren Ruf gerecht. Es scheinte so gut wie ununterbrochen die Sonne.

siauliai golden boy

Der erste Weg führte mich auch gleich zum Wahrzeichen der Stadt. Der sogenannte „Golden Boy“, der mit einem Bogen in der Hand auf der Sonne (die Kugel soll die Sonne symbolisieren) steht, und nach Westen blickt.

Kurz darauf machte ich mich auf den Weg zum Stadion. Damit ich auch gleich hinfinde, wenn ich hin muss. Das Stadion wurde auch rasch gefunden. Da es sich gerade um die Mittagszeit handelt, und das Spiel erst um 17:00 beginnt, habe ich keine Eile. Ich sehe mich etwas um, und versuche mir den Weg zurück zum Hotel einzuprägen.

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

Die Flutlichtmasten tauchen bereits auf. Ich habe das Stadion also gefunden.

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

Ich erblicke ein Stadion mit einer modernen Zuschauertribüne und gepflegten Sitzplätzen. Wo ausser hier soll denn sonst das Spiel heute stattfinden? Ich gehe wieder zurück in das Stadtzentrum, und nehme mir fest vor eine Stunde vor Spielbeginn wieder vor dem Stadiontor aufzutauchen.

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

Einige Minuten nach 16:00. Da stehe ich nun vor dem Stadion. Keine Netze an den Toren, kein Spielerbus, keine Zuschauer, keine Kassen geöffnet … was ist da schon wieder los? Wurde das Spiel in letzter Sekunde wieder einmal verschoben? Spielt Šiauliai die Heimspiele jetzt im kleinen Fussballdorf Gargždai, so wie es auch Atlantas Klaipeda macht? Plötzlich verlassen zwei Damen schnellen Schrittes das Stadion. Die muss ich jetzt fragen was da los ist. Ich erfahre dass das Spiel ausserhalb der Stadt auf einem Trainingsplatz stattfindet. Na servas, da hat mal ein litauischer Fussballverein ein erstklassiges Stadion als Heimstätte, und dann spielt man das Heimspiel gegen die populärste Mannschaft des Landes am Trainingsplatz … das ist Litauen! Nun, wie soll ich da jetzt eine Stunde vor Spielbeginn hinkommen. Die Damen zeigen sich freundlich und haben Mitleid. Ich darf in ihr Auto steigen … sie fahren mich hin. Die Situation ist gerettet!

Später stellt sich heraus dass beide Damen die Eintrittskarten verkaufen … aus ihrem Kleinwagen heraus. Als wir angekommen sind befinden wir uns irgendwo im Nirdendwo ausserhalb der Stadt. Auf die Frage wie ich nach dem Spiel wieder in das Stadtzentrum komme zucken sie nur mit den Schultern. Na gut, dann werd ich mal das Spiel geniessen und mir erst beim Schlusspfiff den Kopf darüber zerbrechen wie ich von hier wieder weg komme.

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

So sieht es aus als ich aus dem Kleinwagen der beiden Damen steige. Vereinzelt stehen Wohnblocks herum. Das Stadtzentrum ist gaaaanz weit weg. Von einer Buslinie keine Spur. Aber egal, ich hab es doch noch geschafft rechtzeitig zur richtigen Spielstätte zu kommen. Die beiden Damen waren meine Rettung. Alles Andere wird sich nach dem Spiel weisen.

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

So sieht sie also aus die „wahre Heimstätte“ des FC Šiauliai. Ein Kunstrasenplatz am Ende der Stadt mit einer notdürftig aufgestellten Tribüne.

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

Ich kaufe mir eine Karte um 3 Litas (0,86 Euro), und überlasse den Rest meines 10 Litas Scheines den beiden Damen, die mir durch ihre Mitnahme meinen Fussballtag gerettet hatten.

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

0,86 Euro Eintritt für einen Sitzplatz auf der Haupttribüne eines Erstligaspiels. Daran könnte sich auch Rapid Wien ein Beispiel nehmen. 🙂
Da noch nicht so viele Leute den Weg in das Innere der Arena gefunden haben, kann ich mir in Ruhe einen schönen Sitzplatz suchen.

Es wird nun Zeit sich dem Spiel zu widmen.

FC Šiauliai – Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)
Beginn: 17:00
Im Westen der Stadt, 800 Zuschauer
Schiedsrichter Dirda (Kaunas)

Torfolge:
1:0 (15.) Eliošius
1:1 (26.) Komolov
2:1 (45.) Rimavičius
2:2 Elfmeter (70.) Kuklys

Das sind die nüchternen Zahlen und Fakten.

Bevor das Spiel beginnt suche ich aber noch die Dixi Toilette auf. Es gibt nur zwei davon. Beide nebeneinander am linken Cornereck der Tribüne. Ich befinde noch im Inneren der mobilen Notdurftanlage, als ich bemerke dass die Žalgiris Ultras eintreffen. Die beiden Dixi Häuschen befinden sich also im gerade erst jetzt deklarierten Auswärtssektor. Abgeschirmt von Ordnerkräften und Polizei. Na bravo! Ich lasse mich aber nicht beirren, verlasse die stille Örtlichkeit, und begebe mich festen Schrittes durch den Žalgiris Mob zurück auf meinen Tribünenplatz. Schon höre ich es hinter meinem Rücken hysterisch kreischen. Ich habe die Aufmerksamkeit einer übermotivierten Ordnerkraft auf mich gezogen. Er meinte wohl ich wäre jemand aus der grün-weissen Fangruppe der die Hautptribüne stürmen möchte … also stelle ich mich, und drehe mich um. Sofort prasselt ein Schwall von litauischen Vorwürfen auf mich ein. Ich verstehe kein Wort davon. Als der Ordner mit seiner Belehrung fertig zu sein scheint, antworte ich: „Asch nesupratau. Asch esu Austras!“ Was soviel wie „Ich versteh nix. Ich bin Österreicher!“ heisst. Ich kann förmlich die Räder im Inneren seines Kopfes drehen hören. Was wird ihm da jetzt gerade durch den Kopf gehen? Wahrscheinlich: „Will der mich verarschen oder ist der wirklich Österreicher?“ Schliesslich lässt er mich auf die Tribüne. Sein strenger Blick bleibt aber.

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

Die Žalgiris Leute haben sich in der Zwischenzeit eines scheinbar nicht für das Spiel benötigten Tores bemächtigt und schleppen es in ihren Sektor …

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

… um darauf ihr Transparent anzubringen. 🙂

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

Nur wenige Sekunden vor Spielbeginn. Der Platz ist gut gefüllt. Endlich sehe ich einmal eine volle Tribüne bei einem litauischen Ligaspiel!

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

Das Spiel beginnt also. Žalgiris ist leicht feldüberlegen, tut sich aber schwer mit dem Herausspielen von Einschussmöglichkeiten. Šiauliai steht hinten sehr gut, und bleibt in Gegenstössen gefährlich.

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

Im Bild Mantas Kuklys (88) in Diensten von Žalgiris Vilnius. Am Beginn seiner Profikarriere spielte er zwischen 2008 und 2010 übrigens für den FC Šiauliai. Später spielte er 3 Saisonen in Belgien bei Turnhout und ab in diesem Jahr ist er wieder zurück in der Litauen Liga bei Žalgiris.

Bereits in der 15. Minute folgt der erste Hieb für die Gäste aus der Hauptstadt. Die Mannschaft in der Vorwärtsbewegung – die Verteidigung viel zu weit aufgerückt (Mittellinie) – Ballverlust – der letzte Mann verliert den Zweikampf … und bereits ab der Mittellinie kann Tautvydas Eliošius völlig frei und unbedrängt auf das gegnerische Gehäuse laufen. Das Tor ist dann nur noch Formsache. 1:0 für die Gastgeber. Das muss man erst mal verdauen. Ein klassischer Konter.

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

Trotz des frühen 0:1 Rückstandes stärken die Žalgiris Ultras ihrer Mannschaft weiterhin den Rücken!

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

Die Mannschaft aus Vilnius nimmt die Fans beim Wort und gibt sich nicht auf. Es wird weiter bemüht nach vorne gespielt. Doch die letzte Anspielstation vor dem Tor will und will nicht erreicht werden. Immer ist irgendein Bein von einem Gegenspieler dazwischen. Oder der Ball geht neben das Tor. Im Bild der linke Žalgiris Flügelspieler Vaidas Šilėnas. Er trägt die Nummer 20.

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

TOOOOR! 1:1!!! Nachdem es mit dem Handmeißel nicht geklappt hat, musste Žalgiris einmal den Schlagbohrer auspacken. Der Russe Pavel Komolov zog aus etwa 20 Metern ab, und der Schuss sass.

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

Jetzt drängen die Gäste auf den Führungstreffer!

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

Mantas Kuklys (88) holt sich den Ball aus der eigenen Hälfte. Der FC Šiauliai Legoniär aus Argentinien (Rosario) Santiago Rodolfo Cesanelli (22) überreisst die Situation und eilt hastig zurück auf seine Position. Der Angriff des FC Šiauliai scheitert an der Entschlossenheit des ehemaligen FC Šiauliai Akteurs Mantas Kuklys.

In den letzten Sekunden der 1. Halbzeit dann der nächste Tiefschlag für Žalgiris Vilnius. Ein herrliches Ferserl in den 16er Raum, nützt Laurynas Rimavičius für die erneute Führung der Gastgeber – 2:1! Obwohl mein Herz für Žalgiris Vilnius schlägt, muss man da neidlos anerkennen, das war ein Tor für Feinschmecker. Ein Zuckerltor, würde Dr. Schneckerl Prohaska sagen … wenn es sein violetter Wunderknabe Tomáš Jun gemacht hätte.

Es geht also mit einer 2:1 Führung der Gastgeber in die Pause.

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

Zwischen den beiden Halbzeiten unterhält ein Pausenclown die Ballbuben und das Publikum. Ohne seine Tragerl Bier hätte er aber seine Show wahrscheinlich nicht abziehen können.

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

Wild entschlossen drängt Žalgiris jetzt auf das 2:2. Hier muss sich Šiauliai Torhüter Mindaugas Malinauskas einmal strecken.

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

Žalgiris wieder einmal im Vorwärtsgang. Der russische Mittelfeldmotor Pavel Komolov (10) spielt auf den schottischen Topscorer Callum Elliot. Der Angriff bringt aber nichts ein. Callum Elliot ist zwar der führende der Torschützenliste, in Šiauliai hatte er aber nicht den besten Tag. Blieb meist farblos und seine Abschlussstärke liess zu wünschen übrig. Er wurde allerdings auch sehr hart ran genommen, und das will was heissen als Schotte. Er kam übrigens von Heart of Midlothian FC. Also eine richtig gute Verstärkung für Žalgiris.

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

Šiauliai Sturmspitze Robertas Vėževičius winkt ab: „Den Ball erwische ich nicht mehr!“ War etwas zu steil gespielt.

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

Der kroatische Innenverteidiger von Žalgiris Vilnius: Luka Peric mit der Nummer 14.

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

Der Verteidiger Georgas Freidgeimas schaltet sich in den Angriff ein. Auch er spielte 2010 noch für den FC Šiauliai.

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

Das entscheidende Elfmeterfoul in der 69. Minute! Der Schotte Callum Elliot (9) wird von Deivydas Lunskis (15) gelegt. Der Verteidiger der Gastgeber bekommt dafür die gelbe Karte und Žalgiris den Elfmeter.

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

Der Elfmeter wird von Mantas Kuklys zum 2:2 verwandelt.

So blieb es dann auch bis zur 90. Minute und dem Ende der Nachspielzeit. Alles in allem muss man sagen dass FC Šiauliai sehr ruppig agierte, und teilweise schon fast etwas schmutzig spielte. Die Gäste aus der Hauptstadt waren feldüberlegen, taten sich aber extrem schwer Chancen herauszuspielen weil Šiauliai hinten sehr diszipliniert stand. Die Gegentore erhielten die Gastgeber ja auch nur aus einem Distanzschuss und einer Standardsituation.

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

Das Spiel ist aus. Ein Žalgiris Spieler bedankt sich für die Unterstützung der Fans. Wenn man bedenkt, etwa 3 1/2 Stunden Fahrt von Vilnius nach Šiauliai, Anstoss um 17:00 an einem Wochentag … ich denke die Unterstützung der Gästefans kann sich sehen lassen.

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

Ich hab es trotz Sprachbarrieren auch wieder irgendwie in das Stadtzentrum geschafft. Mit mehreren Gläsern Svyturis Baltijos lasse ich den Tag im Einkaufszentrum gemütlich ausklingen.

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

Entlang der menschen und autoleeren Hauptstrasse geht es zu Fuss zurück zum Hotel.

FC Šiauliai - Žalgiris Vilnius 2:2 (2:1)

Blick vom Hotelzimmer aus in die Innenstadt von Šiauliai. Jetzt wird im Fernsehen Championsleague Halbfinale geschaut!!! So endet ein Tag in der selbsternannten Sonnenstadt.

Österreich, 2. Liga

Blau Weiss Linz – TSV Hartberg 2:1 (1:1)
3.500 Zuschauer, Waldstadion Pasching
Schiedsrichter Schörgenhofer

Torfolge:
1:0 (22.) Poljanec
1:1 (23.) Huber
2:1 (67.) Arapovic

Saisonauftakt in der 2. österreichischen Liga! Jene Liga, welche von den greisen Herren des ÖFB den lyrischen Namen „Heute für Morgen“ verpasst bekommen hat. Der Sinn? Wenn man schon keinen Namenssponsor für die Liga findet, soll sie wenigstens extrem dumm klingen. Das hat man geschafft. Eine Option wäre auch „Gestern am Abend Liga“ oder „Morgen ist Spielfrei Liga“ gewesen. Doch der Namenszug „Heute für Morgen Liga“ hat sich dann bei den Entscheidungsträgern doch durchgesetzt.

Das blau weisse Linz ist seit 1996 wieder zurück im bezahlten Profifussball, und da mir das Spiel perfekt in den Terminkalender reingepasst hat, durfte ich natürlich nicht fehlen.

Knapp eine Stunde vor Spielbeginn herrschte bereits grosser Andrang vor den Stadionkassen.

Ich löhnte 18 Euro für einen Sitzplatz. „Freie Sitzplatzwahl“ hätte ich, hiess es an der Kasse. Eine leere Versprechung, wie sich wenige Minuten später herausgestellt hat. Ich wurde von zwei Ordnern aufgeklärt dass ich richtigerweise eine Sitzplatzkarte hätte, die vorhandenen Sitzplätze aber VIP-Plätze wären, und ich kein Recht hätte diese zu benützen. Schlussendlich nahm ich aber trotzdem Platz. Mit freier Sitzlplatzwahl werben, und dann kurzerhand die vorhandenen Sitzplätze in VIP Plätze umfunktionieren. Ich gehe jetzt schon einige Jahrzehnte auf Fussballplätze, aber sowas habe ich echt noch nie erlebt.

Vor dem Spiel drängte sich noch ein christlicher Glaubensbruder in Szene. In einschlägigen Tageszeitungen wurde heute bereits über ihn berichtet. Der umtriebige Gottesdiener hatte damit gedroht die Kabine von Blau Weiss Linz mit Weihwasser zu bespritzen. Wahrscheinlich lastet ihn die Arbeit in seiner Kirche nicht aus. Wenn man die letzten Statistiken der Kirchenaustritte kennt, muss einem das auch nicht verwundern. Vielleicht hofft er ja die Fangruppe der „Linzer Pyromanen“ mit Bibelgeschichten über brennende Dornbüsche begeistern zu können. Frei nach dem Motto, kommst Du nicht in die Kirche, kommt die Kirche eben zu Dir …

Weihwasserdusche für Blau Weiss Torhüter David Wimleitner. Seinen skeptischen Blick muss man glaub ich nicht mehr kommentieren.

Blau Weiss Linz begann mit einem 4-4-2, und man setzte die Gäste aus Hartberg gleich einmal ordentlich unter Druck. Chancen konnte man reichlich herausspielen, nur der Ball wollte nicht in das Tor. Vor allem der von Sturm Graz geholte und dort als „kompromissloser Vertragsabsitzer“ bekannte Dominic Hassler drängte sich förmlich dazu auf als Chancentod bezeichnet zu werden. Vom Einsatz kann man ihm aber keinen Vorwurf machen. Auch seine Ballbehandlung konnnte sich sehen lassen. Es fehlte einfach das Glück im Abschluss. Vielleicht wird das ja noch in den kommenden Spielen, ansonsten könnte man Hassler ja auch hinter den Spitzen einsetzen.

Die Gäste aus Hartberg begannen etwas defensiver. Als einzige Spitze wurde Lukas Mössner aufgeboten. Der neue Trainer Kurt Garger möchte mehr auf die spielerische Linie setzen, hiess es vor dem Spiel. Man muss sagen dass hier Hartberg eine sehr starke Leistung abgerufen hat. Die Frage wie man diese Leistung einschätzen muss, wird man freilich erst in den kommenden Spielen sehen.

In der 22. Minute folgte der hochverdiente Führungstreffer für die Linzer durch den Slowenen David Poljanec. Die 24-jährige Neuwerwerbung aus Gleinstätten zeigte sich in hervorragender Form und scheint eine richtige Bereicherung für die Linzer zu sein. Ebenso stark präsentierte sich Philipp Huspek auf der linken Seite. Er kam vom SV Ried. Technisch und trickreich konnte er sich an der Linie fast immer durchsetzen und den Ball in die Gefahrenzone der Gäste bringen.

Nach der 1:0 Führung folgte aber sogleich der 1:1 Ausgleich. Es war eine Flanke in die Mitte, und Michael Huber stand goldrichtig per Kopf, der lange Ball war für Wimleitner nur schwer zu halten. Er versuchte sich noch zu strecken, doch der Ball flog elegant in die lange Ecke. 1:1 im Gegenzug.

Hartberg wurde danach immer stärker, doch auch Blau Weiss kam immer wieder zu guten Chancen. Mit 1:1 ging es in die Pause.

Nach der Pause hatte Hartberg zwischen Minute 46 und 50 die beste Phase. Blau Weiss Linz konnte wurde hinten eingeschnürt und konnte sich fast nicht mehr aus der eigenen Hälfte befreien. Das sah verdammt übel aus, denn Hartberg hat in dieser Periode einige Grosschancen. Doch ab der 51. Minute konnte sich Blau Weiss wieder erfangen. Trotzdem blieb Hartberg die spielbestimmende Mannschaft. Umso überraschender dann die Führung für die Gastgeber in der 67. Minute. Arapovic traf aus einem herrlichen Weitschuss.

In der Schlussphase wollte der Blau Weiss Trainer nichts mehr riskieren und die knappe Führung halten. In der 71. Minute ging Hassler, in der 83. Minute folgte Poljanec. Miksits danach die einzige Sturmspitze bei Blau Weiss Linz. Man muss sagen dass sich Michael Miksits verdammt schwer getan hat. Ob er sich in dieser Liga durchsetzen wird können? Ich habe da meine Zweifel. Poljanec und Hassler haben sich da schon stärker präsentiert. Zu allem übel wurde von Miksists auch noch eine Grosschance per Kopf nicht genützt.

Am Ende reichte es aber für die Linzer zum 2:1 Erfolg. David Wimleitner musste sich aber noch einige Male strecken und die 3 Punkte in den trockenen Bereich zu bringen. Es ging aber gut, und so gratuliere ich Blau Weiss Linz zu den ersten drei Punkten.

Sicher ein Gewinn für Hartberg: ein Herr Kobilik mit der Nummer 10, der abscheinend nur wenige Stunden vor dem Spiel verpflichtet worden ist. Nicht einmal 3 Stunden nach dem Spiel war sein Name in der offiziellen Bundesliga Datenbank zu finden. Auch auf der TSV Hartberg Seite suchte man die „Nummer 10“ vergebens.

Szene aus der 1. Halbzeit: Blau Weiss Linz in Abwehrkampf.

Glück für Blau Weiss Linz! Schiedsrichter Schörgenhofer gibt dieses reguläre Tor von Lukas Mössner nicht. Abseits wird angezeigt. Später zeigen es aber die Fernsehbider. Es war gleiche Höhe.

Blau Weiss Linz Torhüter David Wimleitner am Ball.

Auch Hartbergs Nummer 12, Stefan Rakowitz, fiel positiv auf. Sehr einsatz und lauffreudig bereitete er den Linzer Gegenspielern immer wieder Probleme.

Die Blau Weiss Linz Fans feiern das 1:0 durch David Poljanec.

Vor wenigen Wochen noch in der Bundesliga, heute bereits in der „Heute für Morgen Liga“. Wolfgang Bubenik (der verlohrene Sohn) im Duell gegen Cem Atan.

Das 2:1 für Blau Weiss ist soeben gefallen! Blau Weiss Manager Gerald Perzy lacht in das Publikum.

Rot auf schwarz.

Im Bild: Hartbergs Martin Zivny. Er begann das Spiel als Innenverteidiger und beendete es im Angriff. Holte sich auch oft die Bälle aus der eigenen Hälfte. Ein Spieler der mir nicht nur von seiner imposanten Figur aufgefallen ist. Ein Name den man sich merken muss? Mit 30 befindet er sich bereits im besten Fussballalter. Er kam von Dinamo Bukarest. Bestritt dort aber nur ein Spiel. Man kennt ihm die internationale Klasse aber sofort an. Beim 0:1 Gegentreffer liess er sich von David Poljanec aber zu leicht ausspielen.

Die letzten Sekunden laufen. Gespannt wartet Blau Weiss Trainer Thomas Weissenböck (links) auf den Schlusspfiff. Wenige Augenblicke nach dieser Aufnahme wurde er erlöst …

Litauen, 1. Liga (Lyga A)

FC Klaipeda – Zalgiris Vilnius 0:1 (0:1)
Stadion: Klaipėdos centrinis stadionas (Klaipėda), 230 Zuschauer
Schiedsrichter: Vijūnas Vasiliauskas
Tor: Arminas Vaskėla (39. Minute)

Zusammenfassung im Fernsehen: http://www.zalgiris-vilnius.lt/video/2568.html

Litauen ist das Land in dem die Würde des Fussballs mit Füssen getreten wird. Baufällige Stadien aus der Vorkriegszeit, VIP Tribünen ohne Sitzplätze dafür mit einem Loch am Boden, Vereine die mehrmals im Jahr den Namen ändern und nur zu dem Zweck gegründet werden damit man mindestens 8 Mannschaften in der Liga hat, kaum Zuschauerinteresse, und so weiter.

Als ich nach dem Weg zum Fussballstadion fragte, wurde ich sogar auf offener Strasse ausgelacht. Fussball? Was ist das? Noch nie davon gehört. So in der Art geht man mit diesem wundervollen Sport in diesem Land um. Nummer 1 ist eben Basketball. Hier ist man international sehr erfolgreich und eben nur das zählt für den nationalbewussten Litauer.

Eine kleine Stärkung vor dem Spiel. Es hat sehr gut geschmeckt.

Eine Stunde vor dem Spiel tut sich schon was. Ein Carlsberg Bierstand wurde aufgebaut. Der junge Verkäufer in gespannter Erwartung auf Kunden.

Der Zalgiris Vilnius Bus ist auch schon da. Nur von den Zalgiris Ultras ist noch nichts zu sehen. Sie befinden sich zu diesem Zeitpunkt noch am Weg nach Klaipeda. Dienstag, 18:00 ist ja auch nicht gerade eine ideale Anstosszeit für Auswärtsfans. Vor allem wenn der Anfahrtsweg so lange ist wie zwischen Vilnius und Klaipeda. Mit 5 Stunden Fahrtzeit muss man da schon rechnen.

An diesem Tag habe ich mich für das Spiel FC Klaipeda gegen Zalgiris Vilnius entschieden. Die Entscheidung fiel mir nicht schwer dieses Spiel zu wählen, ist doch Zalgiris Vilnius bereits schon seit mehr als 10 Jahren meine litauische Lieblingsmannschaft. Die Farben (grün und weiss) und die Tradition + treuen als auch stimmgewaltigen Fäääns (für litauische Fussballverhältnisse) erinnern eben doch stark an Rapid Wien. Ausserdem bin ich ja oft in Vilnius und da liegt es eben auf der Hand dass mein Herz in Litauen nur für Zalgiris Vilnius schlagen kann. Zu Hause habe ich Zalgiris ja schon öfter spielen sehen. Nun sah ich Zalgiris zum ersten Mal in einem Auswärtsspiel.

Ich nütze die Gelegenheit und inspiziere den Rasen im 5-Meter-Raum.

Der heutige Gegner, FC Klaipeda, ist ein Klub aus der Retorte. Er wurde 2009 nur aus dem Grund in das Leben gesetzt damit damals die 1. litauische Liga, genannt „Lyga A“, mit 8 Mannschaften über die Bühne gehen konnte. Alle Ligen unter 8 Mannschaften werden von der UEFA nicht akzeptiert, und die litauischen Vereine wären nicht für Champions und Euro League spielberechtigt gewesen. Der wahre Verein in Klaipeda ist Atlantas. Beide Klubs aus Klaipeda spielen in der aktuellen Saison gegen den Abstieg. Derzeit hat FC Klaipeda mit einem Punkt die Nase vorn. Atlantas liegt auf dem 11. Platz dahinter. 5 Punkte dahinter steht Kaunas auf dem letzten Platz.

Bei Zalgiris scheint es nach vielen Jahren der Krise endlich wieder aufwärts zu gehen. Man spielt in dieser Saison ernsthaft um den Titel mit. Der letzte Meistertitel ist lange her. Er wurde im Sommer 1999 gefeiert. Im Anschluss ging es immer weiter bergab. Im Herbst 2009 war man sogar in der 2. Liga angekommen und spielte gegen den Abstieg. Sportlich schaffte man den Wiederaufstieg zwar nicht (6. Platz von 7 Mannschaften ist sportlich von einem Aufstieg weit entfernt), aber eine Saison darauf war man trotzdem wieder erstklassig. In Litauen geht das. Mit Geld und Beziehungen ist alles möglich. Als Fast-Absteiger spielte man die Saison darauf wieder in der 1. Liga mit und belegte auch den guten 3. Platz.

In der aktuellen Saison ist man der erste Verfolger des Tabellenführers Ekranas Panevėžys. Eine Mannschaft die derzeit den litauischen Fussball dominiert wie keine andere. In den letzten 3 Saisonen holte man sich den Meistertitel 3 Mal in Folge. Zalgiris muss wenn möglich in jedem Spiel voll punkten um an Ekranas dran bleiben zu können. Derzeit beträgt der Abstand 6 Punkte. Das ist die Ausgangslage für das heutige Spiel. Abstiegskandidat gegen Meisteraspirant.

Das Kassenhäuschen betrieben von zwei reizenden Damen. Die teuerste Karte für den VIP-Bereich kostete mich 10 Litas (etwa 3,40 Euro). Viel Wert scheint man aber nicht darauf legen dass sich jeder Zuschauer eine Eintrittskarte kauft. Ich musste mich für den Kauf einer Eintrittskarte regelrecht aufdrängen. War aber Ehrensache. 🙂

Das Wappen des Retortenklubs.

Ich hatte noch etwas Zeit mich etwas im Stadion umzusehen. Hier geht es zu den Kabinen.

Doch dann ist es auch mal an der Zeit mich in meine VIP Louge zu begeben.

Dort muss man allerdings aufpassen wo man hinsteigt. 🙂

Kurz vor dem Anpfiff traf ich, wie in Vilnius, wieder zwei Deutsche die sich das Spiel auch nicht entgehen lassen wollten. Dieses Mal kamen sie aus Dresden. Dynamo Fans versteht sich. Keine Dresdner SC Anhänger. Nach dem Spiel ging sich sogar noch ein Bier aus. Sie waren sehr lustig drauf und machten Witze im Minutentakt. Am nächsten Tag ging es für sie weiter nach Estland (Pärnu, 2. Liga) und später rauf nach Finnland. Die spielen ja auch im Sommer durch. Der litauische Fussball scheint bei den Deutschen jedenfalls sehr gut anzukommen.

Doch nun zum Spiel. Der Gastgeber FC Klaipeda begann mit einem 4-3-3 sehr aggressiv. Bei Ballbesitz der Zalgiris Verteidiger attackierten diese sofort und versuchten sie damit unter Druck zu setzen. Die Gäste aus Vilnius mussten dabei höllisch aufpassen, denn ein Ballverlust in so einer Situation und der Hut hätte gebrannt. Doch sie behielten eigentlich über fast die gesamte Distanz die Nerven. Zalgiris Vilnius spielte mit einem 4-5-1 eher defensiv. Der Spielaufbau eher behäbig. Der einzige Stürmer versuchte bei Angriffen zu erst immer den Ball zu halten bis die Mittelfeldspieler nachgerückt waren. Der Überraschungsmoment fehlte damit immer im Angriffsspiel der Hauptstädter. Torchancen waren eigentlich Mangelware. Die Gründe waren der langsame Spielaufbau von Zalgiris und ihre starke Abwehr. Trotz der 3 Stürmer von Klaipeda tat man sich sehr schwer die massierte Abwehrmauer zu durchbrechen. Zalgiris stand sehr gut und liess sich nicht aus der Reserve locken. Bei Ballverlust verteidigten fast immer 10 Mann. Nur der Stürmer blieb vorne stehen. Für den FC Klaipeda war es da natürlich sehr schwer irgend etwas zählbares herauszuschlagen. Kein Wunder dass Zalgiris aus den letzten 7 Partien nur ein Gegentor erhalten hatte, und selbst dabei nur ein Mal mehr als ein Tor schoss. Das ganze System beruht auf eine sichere Abwehr.

Zalgiris (grün/weiss) greift an. Klaipeda verteidigt.

FC Klaipeda versucht einen Konter einzuleiten. Die Solospitze von Zalgiris, Deivydas Matulevičius (9), möchte die Aktion noch gerne unterbunden wissen.

Die Zalgiris Verteidiger Georgas Fridgeimas (3) und Algis Jankauskas (5) gegen Klaipeda Stürmer Deividas Lukošius (9).

FC Klaipeda hat Sinn für Humor. Der brasilianische Import Armando Tarlazis Vieira Dos Santos und der Litauer Artūras Sobolis tragen die selbe Rückennummer.

Die Retortenultras von Klaipeda. Die Szenerie erinnerte mich jedenfalls frappierend an einen Red Bull Salzburg Sektor bei einem Auswärtsspiel.

Zalgiris Verteidiger Georgas Fridgeimas im Kampf um den Ball.

Direktübertragung mit 3 Kameras. Das wird von der Liga selbst finanziert. Damit möchte man die Fussballkonsumenten zu Hause animieren wieder öfter die Stadien zu besuchen. Ein litauischer Insider hat mir das jedenfalls in mein Ohr geflüstert. Einnahmen hat man damit keine. Die Übertragungen sind auch gratis im Internet verfügbar. Online Wettanbieter wie beispielsweise www.bet365.com nehmen das Angebot gerne an, und zeigen die Spiele der litauischen Liga auch live auf ihren Seiten. Man kann nur hoffen dass das Angebot noch lange Bestand hat.

6 Minuten vor der Pause dann die Führung für Zalgiris Vilnius. Es war eine herrliche Einzelaktion von Arminas Vaskėla, der auf engsten Raum 4-5 Gegenspieler stehen liess und dann aus etwa 12 Metern perfekt abschloss. Doch schon davor wurde ein völlig reguläres Tor für Zalgiris nicht gegeben. Mit 1:0 für die Gäste ging es in die Pause.

So eben erzielte Zalgiris das 1:0. Der Jubel hält sich in Grenzen, hat ja schliesslich auch jeder so erwartet.

In Hälfte zwei mühte sich Klaipeda weiter um ein Tor. Doch Unvermögen und eine starke Zalgiris Abwehr machte diesem frommen Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Bereits 10 Minuten vor Abpfiff konnte man davon ausgehen dass Zalgiris diese Partie locker nach Hause spielen würde. Zu abgeklärt und sicher agierte die Mannschaft, und Klaipeda hätte wahrscheinlich nur ein Weitschuss oder eine überragende Einzelaktion den Ausgleich gebracht. Doch dazu fehlte den Gastgebern die individuelle Klasse.

In Hälfte zwei spielt Zalgiris weiter souverän. Im Bild das Duell Edgaras Mastianica (Zalgiris) gegen Gediminas Kruša (Klaipeda).

Wieder Edgaras Mastianica im Duell um den Ball.

Solospitze Deivydas Matulevičius vergibt eine Riesenchance!

Mit den Fahrrad direkt auf die Tribüne. Das ist Fussball schauen in Litauen!

Blick auf die Haupttribüne. Es ist ein angenehmes Sitzen im Schatten. Dieser Dienstag Ende Juni war besonders heiss.

Der Zalgiris Auswärtsmob in Aktion. Ihre Unterstützung konnte sich sehen und hören lassen. 90 Minuten wurde durchgesungen. Die gelben Hemden wurden extra für dieses Spiel angefertigt. Aufdruck frei übersetzt: „In Klaipeda nur Atlantas“. 🙂

Eine typische Szene des Spiels. FC Klaipeda greift an, und der ballführende Spieler wird sofort von zwei Gegner attackiert. Was bleibt ihm anderes als der Pass zurück? So kam es daher selten zu guten Einschussmöglichkeiten für Klaipeda.

Diskussionen: gelbe oder rote Karte für Zalgiris? Der Schiedsrichter beliess es bei gelb.

Es gab aber auch Szenen da kam Zalgiris Torhüter Marius Rapalis ordentlich in’s Schwitzen.

Das war jetzt aber die wohl grösste Ausgleichschance für Klaipeda. Toller Pass von Deividas Lukošius auf Mohamed Keita aus Guinea.

Doch anstatt alleine vor dem Tor abzuschliessen, spielt er noch einmal zurück …

… und sein Mannschaftkollege vergibt diese Einschussmöglichkeit kläglich. Entsetzt wendet sich der „beste Afrikaner am Platz“ ab. Doch er muss sich da an die eigene Nase fassen. Er hätte die bessere Position zum Abschluss gehabt.

Das war es dann eigentlich. In den letzten Minuten tat sich nicht mehr viel. Zalgiris brachte das 1:0 dann über die Runden.

Zalgiris gewann durch eine hervorragende taktische Leistung völlig verdient mit 1:0. Man bleibt damit der erste Verfolger des Tabellenführers.

Nach dem Spiel ging es schnell aus dem Stadion zum Minibus in Richtung Zentrum. Nach dem Bier mit den Jungs aus Dresden, die ich auf ein Bier einladen durfte, was mich sehr gefreut hat, ging es schnellen Schrittes zum Hafen um mein Schiff zu erwischen.

Melancholischer Abschied von Klaipeda auf der Fähre. Es war ein wunderschöner Tag an den ich bestimmt noch lange zurückdenken werde.

Am Dienstag Morgen kam ich dann in der nordlitauischen Stadt Klaipeda an. Vor 1945 war die Metropole auch als deutsche Stadt Memel bekannt. Nach einer kleinen Runde mit einer persönlichen Reiseführerin (100 Litas – 45 Minuten) einem Besuch des Schlossmuseums und der Brauerei, stärkte ich mich noch mit einem Mittagessen und machte mich sogleich auf die Suche nach dem Stadion, in dem am Abend das Spiel zwischen FC Klaipeda gegen Zalgiris Vilnius stattfinden sollte.

Das Stadion befindet sich nahe am Meer. Wenn man beim Hafen ankommt, biegt man bei der ersten Strasse links ein und hält sich immer so nahe wie möglich am Meer. Ich ging über die Hauptstrasse „H. Manto Gatve“ und kam über Kanto und Sportininku Strasse direkt zum Stadion. Eine bequeme Bus und Minibuslinie gibt es auch. Das Stadion ist dabei Endstation und eine Tafel gut und sichtbar auf den Bussen angebracht. Am Abend war ich zu gehfaul und nahm vom Zentrum den Minibus für 2,50 Litas. Einsteigen kann man in der H. Manto Gatve oder später noch in der Sportininku Gatve. Vorsicht! In der Kanto Gatve gibt es weder Bus noch Minibusverbindung.

Die Bezeichnung der Spielstätte lautet offiziell „Klaipėdos Centrinio Stadiono“. Früher dürfte es aber auch als Zalgiris Stadion bekannt gewesen sein. Zalgiris ist der Ort wo Litauen den deutschen Ritterorden, also den Vorgänger von Preussen, besiegt hat. Gibt auch Basketballvereine mit dem Namen „Zilgiris“ und ist in Litauen allgemein eine sehr beliebte Bezeichnung für Sportstätten und Vereine.

Erbaut wurde das Stadion 1927. 1964 wurde es einer Renovierung unterzogen. Was genau renoviert wurde ist heute nicht mehr bekannt. Seit dem ist nicht mehr viel geschehen. Die Plastiksitze, die Anzeigetafel und der Kabinentrakt mit Sporthalle und Fitnessstudio scheinen jüngeren Datums zu sein. Wie das Stadion in der Hauptstadt Vilnius ist auch diese Sportstätte in einem sehr bedauernswerten Zustand. Sitzplatztribünen auf denen man nicht nur die Seele baumeln lassen kann, sondern auch seine Füsse. Die VIP Tribüne, die eigentlich baupolizeilich gesperrt werden müsste, mit einem Riesenloch in der Betondecke.

Früher fasste das Stadion 9.000 Plätze. Heute sind es offiziell nur noch 5.000. 230 Zuschauer kamen zum heutigen Spiel. Die Kapazität scheint somit mehr als ausreichend zu sein.

Das Stadion war immer die Heimstätte von Atlantas Klaipeda. Seit 2009 muss man sich die Anlage mit dem neuen Lokalrivalen FC Klaipeda teilen. Ein Verein aus der Retorte, der 2009 nur zu dem Zweck gegründet wurde dass die 1. Liga 8 Mannschaften aufwies und somit von der UEFA akzeptiert wurde. Ligen unter 8 Mannschaften werden von der UEFA nicht anerkannt und die Mannschaften wären damit auch nicht für Champions und Euro League spielberechtigt.

Ein Haus im Zentrum von Klaipeda. Dürfte noch von den Kämpfen aus dem zweiten Weltkrieg stammen. Um die Stadt wurde je heftig gekämpft.

Das andere Klaipeda. Moderne Hotels in Hafennähe.

Entlang der H. Manto Gatve geht es in Richtung Stadion. Bald musste ich aber links in die Sportininku Gatve abbiegen.

Die Sportininku Gatve kurz vor dem Stadion.

Endlich am Stadion angekommen. Es ist schon ein schöner Marsch vom Hafen zum Stadion.

Der Parkplatz.

Der Trainingsplatz innerhalb der Stadionanlage.

Kabinen, Fitnessstudio und Turnhalle. Sieht alles sehr neu und gepflegt aus. Dürfte erst vor kurzem errichtet worden sein.

Der erste Blick in das Innere des Stadions.

Hier kann man nicht nur die Seele baumeln lassen, sondern auch die Füsse.

Fällt einem da die Geldbörse oder das Mobiltelefon runter, hat man wohl Pech gehabt.

Die Tribüne hinter dem Tor dürfte noch original aus dem Jahr 1927 stammen.

Nur auf der VIP Tribüne ist man vor Regen und Sonne geschützt.

Das Atlantas Hotel hinter dem Tor. Es gehörte einmal dem gleichnamigen Fussballverein, doch nun ist die Bank der Eigentümer.

Hier geht es in Richtung VIP Tribüne.

Die überdachte VIP Tribüne von hinten …

… zumindest ist sie schön bemalt.

Die andere Hintertortribüne mit der Anzeigetafel. Die Anzeigetafel funktioniert übrigens. Ist keine Selbstverständlichkeit im litauischen Fussball.

Blick auf die Sporthallentribüne und dem Kabineneingang.

Hier ist wieder das Hotel gut erkennbar.

Nach dem Stadion beginnt der Wald. Links befindet sich das Meer.

Die Haupttribüne mit dem VIP Sektor im zweiten Rang.

So sieht er aus der VIP Sektor. Sitzplätze: Fehlanzeige. Nur ein Plastikstuhl für den Kommentator der Direktübertragung ist vorhanden. Der geschätzte VIP Gast muss stehen.

Hier muss der VIP Gast aufpassen wo er hintritt.

Litauen, 2. Liga

REO Vilnius – Nevėžis Kėdainiai 0:1 (0:0)
Beginn: 16:00 Freitag, 24. Juni 2011
Zalgiris Stadion Vilnius, 72 Zuschauer

Am Freitag den 24. Juni 2011 verschlug es mich zum Spitzenspiel der zweiten litauischen Liga in die Hauptstadt Vilnius. Der Tabellenführer REO Vilnius empfing zu Hause seinen unmittelbaren Verfolger Nevėžis Kėdainiai. Kėdainiai ist eine Kleinstadt mit etwa 30.000 Einwohnern, und liegt in der Mitte des Landes.

Beständigkeit und Tradition sucht man im litauischen Fussball vergebens. REO Vilnius ist da ein typisches Beispiel. Gegründet wurde der Verein 2005 als Polizeisportverein „Policija“. Innerhalb der letzten 6 Jahre seit Bestehen wurde bereits sage und schreibe 3 Mal (!) der Vereinsname geändert. 2008 von Policija Vilnius in REO LT. 2011 von REO LT in FC Vilnius und im selben Jahr von FC Vilnius in REO Vilnius. Das klingt alles sehr verrückt, ist es auch, aber im litauischen Fussball durchaus die Regel. Zumindest läuft es sportlich. Man ist amtierender Tabellenführer und drauf und dran von der untersten (der 3. Liga) den direkten Durchmarsch in die höchste Spielklasse zu bewerkstelligen.

Eher als Traditionsklub kann man da den heutigen Gegner bezeichnen. Nevėžis Kėdainiai existiert schon seit 1962. Der Verein hat sich nach dem Fluss Nevėžis benannt, der durch die Kleinstadt fliesst. Nevėžis Kėdainiai also wie etwa Donau Linz, wobei die Donau und die Stadt Linz grössere Dimensionen aufzuweisen haben als Nevėžis und Kėdainiai, aber egal. Nevėžis Kėdainiai konnte bereits drei Mal die litauische Meisterschaft erringen (1966, 1972 und 1973). Seit 4 Saisonen ist man zweitklassig. 2005 und 2006 spielte man in der obersten Liga. Man konnte sich dauerhaft aber nicht behaupten und präsentierte sich in beiden Saisonen als typischer Punktelieferant. Zwischen 1997 und 2003 spielte dauerhaft in der 1. Liga. Man konnte sich aber auch damals nie im Spitzenfeld positionieren.

Kommen wir also zum betreffenden Spiel. Ohne Internetz hätte ich wahrscheinlich nie vom diesem Spiel erfahren. Warum? Plakate, Spielankündigungen oder irgendeine Information beim Stadion waren nämlich absolute Fehlanzeige. Der Anstoss wurde an diesem Freitag für 16:00 versprochen. Das heisst nicht viel. Oft werden solche Spiel nämlich kurzfristig verschoben oder abgesagt. Den Veranstaltern ist es egal, weil sich das Zuschaueraufkommen sowieso in Grenzen hält. Besonders wenn es sich um Mannschaften wie REO Vilnius handelt.

Auf dem Weg zum Stadion. Freitag Nachmittag in Vilnius, und dann auch noch ein Feiertag. Dementsprechend leer waren die Strassen.

Am Stadion angekommen. Es deutet noch nichts auf das Spitzenspiel der zweiten litauischen Liga hin.

Ich kam also eine Stunde vor Anpfiff beim Stadion an. Der Nachwuchs trainierte am Feld, einige Leute standen demotiviert im Stadionbüro herum, von einem in einer Stunde beginnenden Spitzenspiel der zweiten litauischen Liga konnte man aber noch nichts erkennen. So nutzte ich die Zeit und entschloss eine Runde um das Stadion zu spazieren. Neben dem Stadion steht gleich eine Basketballhalle, und da tat sich etwas mehr. Angeblich fand zu diesem Zeitpunkt gerade eine Basketball Weltmeisterschaft statt. Estland gegen China? Ich weiss es nicht. Vor der Halle standen massenweise Busse aus Estland und rund um die Halle knippsten einige Chinesen in Nike Klamotten und Kapperl mit ihren Digitalkameras wie wild die Halle. Daher meine Annahme es könnte sich um die Basketballpartie Estland gegen China gehandelt haben.

Der Haupteingang. Keine Plakate, keine Hinweise, einfach nichts dass hier bald ein Fussballspiel vermuten lassen könnte.

Die Kassenhäuschen blieben geschlossen.

Die Runde um das Stadion zog sich etwas, da noch ein Trainingsfeld zum Stadionbereich gehörte, und auf der Seite gegenüber ein Wohn und Bürokomplex stand der erst einmal umgangen werden musste. Es handelt sich dabei um das Zalgiris Stadion. Die Heimstätte von Zalgiris Vilnius. Sozusagen das Rapid Litauens. Die Farben grün und weiss, und DER Fussballverein in Litauen. Gegründet 1947 als FK Dinamo, zwischen 1948 und 1962 als Spartakas bekannt, einigte man sich 1962 endlich auf den Namen Zalgiris und sah von weiteren Namensänderungen Gott sei Dank ab. Errichtet wurde das Stadion unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg von deutschen Kriegsgefangenen. 1950 fand die Eröffnung statt. Ein makaberes Detail am Rande: das Stadion befindet sich auf einem ehemaligen jüdischen Friedhof.

Auf meinem Rundgang. Blick auf das von deutschen Kriegsgefangenen erbaute Fussballstadion.

Die Mühe den Zaun einzutreten war umsonst. Der Eintritt war ohnehin gratis, und für die erste Liga ist das Stadion bereits gesperrt. Zalgiris Vilnius trägt seine Heimspiele derzeit in der „Fussball Manege“ (Fussballhalle mit Kunstrasen), oder in den Nationalstadien von Kaunas oder Marjiampole aus.

Als ich zum Haupteingang zurückgekehrt war, schloss ich mich einem älteren Herrn an, der auch zum Fussball zu gehen schien. Eintrittskarten? Nein, die brauchte man nicht. Man spazierte einfach durch das Tor und erklomm die Haupttribüne. Die Zuschauer die bereits Platz genommen haben konnte man schnell abzählen. Würde man da noch Eintrittsgeld verlangen, wäre Funktionäre, Schiedsrichter und Akteure wohl alleine im Stadion. Bei Spielbeginn zählte ich genau 72 Zuschauer (ohne Trainer und Ersatzspieler).

Die Haupttribüne einige Minuten vor dem Anpfiff. Im Anschluss kamen aber dann doch noch einige Zuschauer mehr, und ich zählte am Ende 72 Zuschauer.

Das Stadion ist für Erstligaspiele gesperrt. Seit dem Bau nach dem 2. Weltkrieg ist hier nicht mehr viel passiert. Fussball wird in Litauen sehr stiefmütterlich behandelt. Vor wenigen Jahren war dies noch das Nationalstadion. Inzwischen ist es schon in einem sehr bedauernswerten Zustand.

Hier hilft wohl nur noch ein kompletter Abriss und Neubau. Mit kosmetischen Veränderungen ist man da am Holzweg.

Rauf auf den zweiten Rang der Haupttribüne.

Das Spiel hatte noch nicht begonnen, da bemerkte ich zwei Reihen unter mir zwei Zuschauer die sich in deutscher Sprache unterhielten. Es stellte sich heraus dass sie extra aus Stuttgart angereist waren, und sich das Spitzenspiel der zweiten litauischen Liga auch nicht entgehen lassen wollten. Sie stellten sich in den folgenden 90 Minuten als nette und interessante Gesprächspartner heraus. Auch ein Litauer wurde auf uns aufmerksam und fragte noch einmal nach: „Ihr kommt extra von Deutschland nach Litauen um ein Spiel in unserer 2. Fussballliga zu sehen?“ Als die beiden Stuttgarter dieser Frage bejahten, brach er in Gelächter aus. Er trug übrigens eine FC Barcelona Regenjacke (ja, es goss in Strömen), und dass er ausgerechnet beim Tabellenführer aufgetaucht ist, dürfte wohl auch kein Zufall gewesen sein. Typischer Gloryhunter eben. Wäre REO Vilnius am 4. oder 5. Platz gestanden, hätten wir den sicher nicht getroffen, wetten?

Es geht los! Die Mannschaften laufen ein.

Beide Mannschaften starteten mit einem 4-5-1 und liessen die Sache einmal gemächlich angehen. Hier wollte keiner verlieren und kein unnötiges Risiko eingehen. Im Laufe des Spiels hatte die Heimmannschaft die besseren Einschussmöglichkeiten. Doch Torchancen waren rar, und die wenigen die sich ergaben wurden nicht genützt. Beide Mannschaften glänzten mit kompakten Abwehrreihen. Nur selten ging da etwas durch. Vor allem REO Vilnius tat sich da sehr schwer. Das Ergebnis waren haarsträubende Weitschussversuche die irgendwo landeten, nur nicht in der Nähe des gegnerischen Gehäuses. 0:0 ging es in die Pause.

Die Gäste in gelb und blau begnügten sich am Beginn der Partie mit dem hin und herschieben des Balles in den eigenen Abwehrreihen. Der einzige Stürmer von REO Vilnius sparte es sich auch die gegnerischen Verteidiger in dieser Situation unter Druck zu setzen.

Eine typische Szene. REO Vilnius (grün) im Angriff, doch vor dem 16 Meter Raum war meist Endstation.

Auch in diesem Fall kam REO Vilnius nicht durch.

Nevėžis Kėdainiai zog sich bei Ballverlust schnell mit fast allen Spielern in den eigenen 16er zurück. So sah das dann in etwa aus wenn sich REO Vilnius wieder einmal mehr vorne festlief. Man fand einfach kein Rezept gegen die massierte Abwehr der Gäste.

Nevėžis Kėdainiai Torhüter voll konzentriert.

Gefährliche Betreuerbank für die Gäste. Als der Ball einmal das Dach trifft, löst sich ein Metallteil. Wäre der Nevėžis Trainer etwas mehr links gesessen, hätte es zumindest einen blutigen Kopf gegeben. Das Glasdach hat übrigens schon vor dem Spiel so ausgesehen. Das war nicht der böse Ball an diesem Tag.

Als die Gäste aus Kėdainiai die Hilfslosigkeit des Tabellenführers erkannten, wurden sie in der 2. Hälfte etwas mutiger. Durch Unachtsamkeiten kam REO Vilnius nun aber auch wieder zu den Einschussmöglichkeiten die teilweise aber kläglich vergeben wurden (zB alleine vor dem Torwart). Trotzdem muss man aber sagen dass man ab der 60. Minute nicht wirklich gemerkt hat, wer hier der gastgebende Tabellenführer war und wer als verfolgende Gastmannschaft kam. Nevėžis Kėdainiai kam nun auch öfter nach vorne und ein herrlicher Volleyschuss aus etwa 16 Metern schlug in der 82. Minute unhaltbar für den REO Torhüter im Netz der Gastgeber ein.

REO Vilnius kommt zwar auch in der zweiten Halbzeit zu Einschussmöglichkeiten, doch es gelingt ihnen kein Tor.

Nevėžis Kėdainiai traut sich im Anschluss immer mehr zu.

Der Torjubel in der 82. Minute.

In den letzten Minuten wurde die Partie dann etwas ruppiger. REO Vilnius wollte den Triumph der Gäste noch mit allen Mitteln verhindern, doch Nevėžis Kėdainiai liess da nichts mehr anbrennen und hätte in den letzten Sekunden mit etwas Glück auch noch das 2:0 erzielen können. Unvermögen von REO und die starke Defensivleistung der Gäste haben sich in den Schlussminuten fortgesetzt, wobei REO auch zu keinen dicken Chancen mehr gekommen ist. Nur noch mit unnötigen Härteeinlagen konnte man auf sich aufmerksam machen. Der Sieg war den Gästen aber nicht mehr zu nehmen.

In den letzten Minuten wird das Spiel noch durch einige Härteeinlagen geprägt.

Die letzten Sekunden laufen. Nevėžis Kėdainiai erkämpft sich den Ball …

… an der rechten Seitenlinie geht es vorwärts …

… der Spieler der Gäste zieht in den Strafraum …

… legt zurück in die Mitte …

… und der anschliessende Abschluss geht ganz knapp über das Tor. Das war die letzte Chance. Es folgte der Schlusspfiff!

Nach dem Spiel war es auch mit dem Regen vorbei. Im selbstgebastelten Fanbus feierte der Nevėžis Anhang ausgelassen den Triumph gegen den Tabellenführer. Vor der Heimreise zog man anscheinend noch eine Ehrenrunde durch Vilnius. Die ganze Stadt soll es wissen. Nevėžis hat gewonnen!

… auch wenn es im basketballverrückten Litauen wahrscheinlich keine Menschenseele interessiert hat, und in Vilnius die Mehrheit nicht einmal von der Existenz „ihres“ Noch-immer-Tabellenführers der zweiten Fussball Liga wissen dürfte.

FC Superfund – FC Wels 1:0 (1:0)
600 Zuschauer, Waldstadion Pasching

Tor:
1:0 (6.) Alexander Schriebl

Da war ja einiges los heute in Pasching. Am Nachmittag hatte die hochumstrittene Bundespräsidentskandidatin Barbara Rosenkranz ihren Auftritt in der Paschinger Plus City. Und nur wenige Stunden später war der Anstoss zum Schlagerspiel der Regionalliga Mitte im Paschinger Waldstadion FC Superfund gegen den FC Wels.

Da man neulich Gerüchte vernommen hatte dass der drittklassige Heuschreckenhedgefondverein am Saisonende seine Pforten für immer schliessen würde, hat man sich kurzerhand entschlossen dieses Spiel gegen den FC Wels als Zuschauer zu verfolgen.

8 Euro löhnte am an der Kassa für einen „selbst wählbaren Sitzplatz“. Bereits beim Eingang bemerkte man die grosse Tribüne hinter dem Tor, welche durch einen grossen Vorhang verhüllt war. Sehr kreativ.

Die verhangene Tribüne. Verpackungskünstler Christo, der ja schon einmal den Berliner Reichstag verhüllt hatte, würde vor Neid erblassen.

Trotz der 600 Zuschauer war eine sehr trostlose Stimmung auf den Rängen erkennbar. Am Besten zeigt die schmerzhafte Melancholie an einem frischen Freitag Fussball Abend im April folgendes Bild …

Einer der letzten Getreuen hält noch verzweifelt die Fahne hoch. Der Allerletzte macht dann das Licht aus.

Ein besonderes Lob verdienen allerdings die Organisationstalente des Heuschreckenvereins. Freie Sitzplatzwahl schön und gut, aber die Haupttribüne war bis auf den letzten Platz gefüllt, die grösste Tribüne wie bereits erwähnt verhüllt, und die Gegentribüne gesperrt. Toll! Was bleibt? Entweder ein Stehplatz in der dritten Reihe hinter den Sitzplätzen oder ein Platz hinter dem Tor auf der zweiten verhüllten Tribüne. Und zwar war diese Tribüne mit einem Netz verhüllt. Die Blickqualität auf das Spielfeld kann man sich in seiner Fantasie wohl ausmalen.

Im Blick: die volle Haupttribüne der Heuschreckenkicker. Da war so gut wie kein Sitzplatz mehr frei. Hinter den Sitzplätzen standen die Zuschauer am Gang in drei Reihen …

Im Blick: die gesperrte Tribüne. Echt genial! Hätte man diese Plätze nicht auch gleich verhüllen können? Das wäre doch eine gute Idee gewesen.

Das blieb … freie Sitzplatzwahl a la Superfund. Naja, besser als überhaupt keine Sicht, dachte man sich und konzentrierte sich auf das Spiel. Das 1:0 erfolgte nach einer gelungenen Flanke von rechts durch Kennedy Harrison auf den ehemaligen Bundesliga Zampano Alexander Schriebl (SV Wüstenrot Salzburg). Bei Superfund fand man übrigens viele Altstars aus der Bundesliga: Dennis Mimm, Boris Kovacevic, Marc Sand, Patrick Pircher, Kablar, und auch noch Marcel Ketelaer. Das ist also die in den Medien vielgepriesene Jugendarbeit des FC Superfund. Alles klar!

Hier eilt der ehemalige Rapid Spieler Marcel Ketelaer zum Eckball.

Der getretene Eckball bringt nichts ein. Linienrichter Zvonimir Balatinac beobachtet die Flugbahn des runden Leders.

Die Superfundler waren feldüberlegen und kombinierten zeitweise ganz gefällig. Abschlussschwäche und entschlossen agierende Welser verhinderten nach 45 Minuten einen höheren Spielstand für Superfund.

In der zweiten Halbzeit attackierten die Welser früher und die Gastgeber kamen fast nicht mehr vor das gegnerische Tor. Doch auch die Gäste kamen so gut wie nie vor das Tor der Superfundler und so spielte sich die Partie in der Mitte des Spielfeldes ab. Keine atemberaubende Partie, trotzdem ganz interessant wie sich die Superfundler mühten durch das spielerische Element vor das gegnerische Tor zu kommen und immer wieder scheiterten.

FC Superfund Trainer Georg Zellhofer: nach einer beeindruckenden Bundesligakarriere wieder zurück zu seinen Wurzeln. Er hatte heute viel zu brüllen. Zufrieden schien er mit der Leistung seiner Mannschaft nicht gewesen zu sein.

Im Endeffekt kam es dann so wie es kommen musste. Das Spiel endete so wie es nach 6 Minuten begonnen hatte: 1:0 für die Gastgeber.

Unser treuer Leser Gerhard aus Linz sendete rapidler.at folgende Bilder zur Veröffentlichung zu.

Immer auf Achse: Gerhard mit seinem DDR-Wartburg in Wroclaw (Breslau).

Gerhard ist polnischer Fussballexperte österreichischer Herkunft und stattete seiner grossen Fussballliebe „Slask Wroclaw“ einen Besuch ab.

Der leidenschaftliche Fussball Fachmann und Forscher dokumentiert die Fanfreundschaft zwischen Slask Wroclaw und Wisla Krakau an Hand einer bunt aufgesprühten Botschaft …

Der polnische Verein mit dem klingenden Namen „Slask Wroclaw“ übt eine eigenartige Faszination auf Herrn Gerhard aus. Der genaue Grund ist der Rapidler.at Redaktion noch nicht bekannt. Man vermutet aber die Namensähnlichkeit zum oberösterreichischen Traditionsklub LASK Linz.
SLASK = LASKL.

Im Bild die Heimstätte von den Slasklern aus Polen …

Herr Gerhard zelebriert die österreichisch-polnische Freundschaft vor dem Mannschaftsbus von Slask Wroclaw mit einem ihm freundlich gesinnten Slask Fan.

Die Heimstätte von Slask Worclaw trägt den Titel: „Stadion Oporowska“.

Neben Slask Wroclaw und vor allem Glasgow Rangers gehört seine dritte Liebe dem 1. FC Union Berlin.

Hier besuchte er das Stadion an der alten Försterei. Leider hatte Gerhard einen veralterten Spielplan und so fand gerade kein Spiel statt.

Trotzdem liess es sich der sympathische Fussballfachmann nicht nehmen das eine oder andere Bild der wunderschönen Arena zu schiessen.

Jedes noch so kleine Detail der Spielstätte wurde liebevoll auf Digitalkamera festgehalten.

So ein schönes Stadion hätte der LASKL wohl auch gerne. Gerhard wird seinen Linzer Fankollegen sicher davon berichten. Davon kann man ausgehen.

Besten Dank an Gerhard für diese interessante Bildergallerie.