Österreich, 2. Liga

Blau Weiss Linz – TSV Hartberg 2:1 (1:1)
3.500 Zuschauer, Waldstadion Pasching
Schiedsrichter Schörgenhofer

Torfolge:
1:0 (22.) Poljanec
1:1 (23.) Huber
2:1 (67.) Arapovic

Saisonauftakt in der 2. österreichischen Liga! Jene Liga, welche von den greisen Herren des ÖFB den lyrischen Namen „Heute für Morgen“ verpasst bekommen hat. Der Sinn? Wenn man schon keinen Namenssponsor für die Liga findet, soll sie wenigstens extrem dumm klingen. Das hat man geschafft. Eine Option wäre auch „Gestern am Abend Liga“ oder „Morgen ist Spielfrei Liga“ gewesen. Doch der Namenszug „Heute für Morgen Liga“ hat sich dann bei den Entscheidungsträgern doch durchgesetzt.

Das blau weisse Linz ist seit 1996 wieder zurück im bezahlten Profifussball, und da mir das Spiel perfekt in den Terminkalender reingepasst hat, durfte ich natürlich nicht fehlen.

Knapp eine Stunde vor Spielbeginn herrschte bereits grosser Andrang vor den Stadionkassen.

Ich löhnte 18 Euro für einen Sitzplatz. „Freie Sitzplatzwahl“ hätte ich, hiess es an der Kasse. Eine leere Versprechung, wie sich wenige Minuten später herausgestellt hat. Ich wurde von zwei Ordnern aufgeklärt dass ich richtigerweise eine Sitzplatzkarte hätte, die vorhandenen Sitzplätze aber VIP-Plätze wären, und ich kein Recht hätte diese zu benützen. Schlussendlich nahm ich aber trotzdem Platz. Mit freier Sitzlplatzwahl werben, und dann kurzerhand die vorhandenen Sitzplätze in VIP Plätze umfunktionieren. Ich gehe jetzt schon einige Jahrzehnte auf Fussballplätze, aber sowas habe ich echt noch nie erlebt.

Vor dem Spiel drängte sich noch ein christlicher Glaubensbruder in Szene. In einschlägigen Tageszeitungen wurde heute bereits über ihn berichtet. Der umtriebige Gottesdiener hatte damit gedroht die Kabine von Blau Weiss Linz mit Weihwasser zu bespritzen. Wahrscheinlich lastet ihn die Arbeit in seiner Kirche nicht aus. Wenn man die letzten Statistiken der Kirchenaustritte kennt, muss einem das auch nicht verwundern. Vielleicht hofft er ja die Fangruppe der „Linzer Pyromanen“ mit Bibelgeschichten über brennende Dornbüsche begeistern zu können. Frei nach dem Motto, kommst Du nicht in die Kirche, kommt die Kirche eben zu Dir …

Weihwasserdusche für Blau Weiss Torhüter David Wimleitner. Seinen skeptischen Blick muss man glaub ich nicht mehr kommentieren.

Blau Weiss Linz begann mit einem 4-4-2, und man setzte die Gäste aus Hartberg gleich einmal ordentlich unter Druck. Chancen konnte man reichlich herausspielen, nur der Ball wollte nicht in das Tor. Vor allem der von Sturm Graz geholte und dort als „kompromissloser Vertragsabsitzer“ bekannte Dominic Hassler drängte sich förmlich dazu auf als Chancentod bezeichnet zu werden. Vom Einsatz kann man ihm aber keinen Vorwurf machen. Auch seine Ballbehandlung konnnte sich sehen lassen. Es fehlte einfach das Glück im Abschluss. Vielleicht wird das ja noch in den kommenden Spielen, ansonsten könnte man Hassler ja auch hinter den Spitzen einsetzen.

Die Gäste aus Hartberg begannen etwas defensiver. Als einzige Spitze wurde Lukas Mössner aufgeboten. Der neue Trainer Kurt Garger möchte mehr auf die spielerische Linie setzen, hiess es vor dem Spiel. Man muss sagen dass hier Hartberg eine sehr starke Leistung abgerufen hat. Die Frage wie man diese Leistung einschätzen muss, wird man freilich erst in den kommenden Spielen sehen.

In der 22. Minute folgte der hochverdiente Führungstreffer für die Linzer durch den Slowenen David Poljanec. Die 24-jährige Neuwerwerbung aus Gleinstätten zeigte sich in hervorragender Form und scheint eine richtige Bereicherung für die Linzer zu sein. Ebenso stark präsentierte sich Philipp Huspek auf der linken Seite. Er kam vom SV Ried. Technisch und trickreich konnte er sich an der Linie fast immer durchsetzen und den Ball in die Gefahrenzone der Gäste bringen.

Nach der 1:0 Führung folgte aber sogleich der 1:1 Ausgleich. Es war eine Flanke in die Mitte, und Michael Huber stand goldrichtig per Kopf, der lange Ball war für Wimleitner nur schwer zu halten. Er versuchte sich noch zu strecken, doch der Ball flog elegant in die lange Ecke. 1:1 im Gegenzug.

Hartberg wurde danach immer stärker, doch auch Blau Weiss kam immer wieder zu guten Chancen. Mit 1:1 ging es in die Pause.

Nach der Pause hatte Hartberg zwischen Minute 46 und 50 die beste Phase. Blau Weiss Linz konnte wurde hinten eingeschnürt und konnte sich fast nicht mehr aus der eigenen Hälfte befreien. Das sah verdammt übel aus, denn Hartberg hat in dieser Periode einige Grosschancen. Doch ab der 51. Minute konnte sich Blau Weiss wieder erfangen. Trotzdem blieb Hartberg die spielbestimmende Mannschaft. Umso überraschender dann die Führung für die Gastgeber in der 67. Minute. Arapovic traf aus einem herrlichen Weitschuss.

In der Schlussphase wollte der Blau Weiss Trainer nichts mehr riskieren und die knappe Führung halten. In der 71. Minute ging Hassler, in der 83. Minute folgte Poljanec. Miksits danach die einzige Sturmspitze bei Blau Weiss Linz. Man muss sagen dass sich Michael Miksits verdammt schwer getan hat. Ob er sich in dieser Liga durchsetzen wird können? Ich habe da meine Zweifel. Poljanec und Hassler haben sich da schon stärker präsentiert. Zu allem übel wurde von Miksists auch noch eine Grosschance per Kopf nicht genützt.

Am Ende reichte es aber für die Linzer zum 2:1 Erfolg. David Wimleitner musste sich aber noch einige Male strecken und die 3 Punkte in den trockenen Bereich zu bringen. Es ging aber gut, und so gratuliere ich Blau Weiss Linz zu den ersten drei Punkten.

Sicher ein Gewinn für Hartberg: ein Herr Kobilik mit der Nummer 10, der abscheinend nur wenige Stunden vor dem Spiel verpflichtet worden ist. Nicht einmal 3 Stunden nach dem Spiel war sein Name in der offiziellen Bundesliga Datenbank zu finden. Auch auf der TSV Hartberg Seite suchte man die „Nummer 10“ vergebens.

Szene aus der 1. Halbzeit: Blau Weiss Linz in Abwehrkampf.

Glück für Blau Weiss Linz! Schiedsrichter Schörgenhofer gibt dieses reguläre Tor von Lukas Mössner nicht. Abseits wird angezeigt. Später zeigen es aber die Fernsehbider. Es war gleiche Höhe.

Blau Weiss Linz Torhüter David Wimleitner am Ball.

Auch Hartbergs Nummer 12, Stefan Rakowitz, fiel positiv auf. Sehr einsatz und lauffreudig bereitete er den Linzer Gegenspielern immer wieder Probleme.

Die Blau Weiss Linz Fans feiern das 1:0 durch David Poljanec.

Vor wenigen Wochen noch in der Bundesliga, heute bereits in der „Heute für Morgen Liga“. Wolfgang Bubenik (der verlohrene Sohn) im Duell gegen Cem Atan.

Das 2:1 für Blau Weiss ist soeben gefallen! Blau Weiss Manager Gerald Perzy lacht in das Publikum.

Rot auf schwarz.

Im Bild: Hartbergs Martin Zivny. Er begann das Spiel als Innenverteidiger und beendete es im Angriff. Holte sich auch oft die Bälle aus der eigenen Hälfte. Ein Spieler der mir nicht nur von seiner imposanten Figur aufgefallen ist. Ein Name den man sich merken muss? Mit 30 befindet er sich bereits im besten Fussballalter. Er kam von Dinamo Bukarest. Bestritt dort aber nur ein Spiel. Man kennt ihm die internationale Klasse aber sofort an. Beim 0:1 Gegentreffer liess er sich von David Poljanec aber zu leicht ausspielen.

Die letzten Sekunden laufen. Gespannt wartet Blau Weiss Trainer Thomas Weissenböck (links) auf den Schlusspfiff. Wenige Augenblicke nach dieser Aufnahme wurde er erlöst …